Licht
zu opfern, wie zum Beispiel Butterlampen, ist eines der kraftvollsten
Mittel, um Verdienst anzusammeln, und eine Schulung in Meditation, die
Frieden, Wohlstand und Erleuchtung für sich selbst sowie für die Welt
hervorbringt. Es ist wichtig, das Lichtopfer mit den besten Gedanken und
in der richtigen Ausführung darzubringen, so viel wie möglich.
Geistige Haltung:
Beginne das Lichtopfer indem Du denkst: „Ich werde das Lichtopfer
ausführen mit der Absicht, das Licht des Friedens, der Freude und der
Weisheit in das Leben aller Wesen und der ganzen Welt zu bringen.“
Konkrete Meditation:
Zuerst stelle achtsam die Lichtopfer auf, so schön wie Du es vermagst,
mit Freude, Respekt und Sorgfalt. Das Lichtopfer ist einkraftvoller Weg,
die eigenen Gedanken zu trainieren sowie zu transformieren und ein
Ausdruck des nützlichen Dienens. Es können elektrische Lampen sein,
Kerzen oder Butterlampen, wie sie in Tibet geopfert werden. Es kann ein
Licht sein, hunderte oder tausende von Lichtquellen. Du kannst auch das
großartige Licht der Natur, wie das der Sonne oder des Mondes opfern
oder visualisiere unglaublich viele Lichter.
Visualisiere
zuerst auf die eine oder andere Art den Ort der Opferung (Tib. tshogs
zhing) – eine Ansammlung von unzähligen Erleuchteten oder einen
Erleuchteten als Verkörperung aller Erleuchteten – ein Körper aus
strahlendem Licht und dem Geist allwissender Weisheit, bedingungsloser
Liebe und grenzenloser Stärke.
Dann sehe die Lichter, die Du
opferst, als wunderschön an, farbenfroh, strahlend und herrlich
anzusehen und sie sind endlos, ohne Grenzen. Opfere diese Lichter den
Erleuchteten, ohne Anhaftung mit Hingabe, Freude und Vertrauen und
fühle, dass es Ihnen gefällt. Opfere dies mit bedingungsloser Liebe dem
ganzen Universum und fühle, dass alle Dunkelheit ihres Lebens zerstreut
ist.
Butterlampenopfer (Foto von A. R u f t, Berlin, 2012)
Singe
irgendein “Lichtopfergebet”, wie zum Beispiel das tiefgründige
Butterlampengebet, das von Chhimed Rigdzin Rinpoche geschrieben wurde,
und richte deinen Geist auf die Bedeutung jedes Verses – entweder als
ein Wunschgebet mit Hingabe, als ein Meditationsschema zur Heilung,
Reinigung und Erlangung von Errungenschaften oder als ein Aufruf der
eigenen innewohnenden Verwirklichung.
Oder denke und fühle,
dass die strahlenden und leuchtenden Lichter der Liebe, Freude und
Weisheit das ganze Universum füllen. Sie zerstreuen die Dunkelheit des
Leidens des ganzen Daseins, die Dunkelheit der Verwirrung in den Herzen
aller Lebewesen und die Dunkelheit der Krankheit und Traurigkeit im
Leben jedes Wesens, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Jene
grenzenlosen Lichter der Schönheit, des Friedens, der Freude und der
Weisheit haben das ganze Universum sowie den Geist und den Körper eines
jeden Mutterwesens gefüllt. Alle erblühen strahlend und lächeln mit
Frieden, Freude, Liebe und der Weisheit des Lichtes.
Abschluss:
Zum Schluss widme alle Verdienste des Lichtopfers allen Mutterwesen,
als die Ursache des Lichts der Liebe, dem Frieden und der Weisheit. Du
kannst auch die Lichter als eine Schulung über die sechs Paramitas der
Mahayana Belehrungen opfern:
Ob Du die Lichtopfer aufstellst,
die Opferung durchführst oder sie hinterher reinigst – wenn Du Deine
Zeit, Kraft oder das Material mit freudigem, offenem Herzen, frei von
Anhaftung, Geiz und Arroganz widmest ist das ‚Üben in Freigebigkeit‘.
Ebenfalls ist das Opfern der Lichter in der rechten Weise und besten
Handhabung, beständig und ohne nachlässig zu werden die ‚Disziplin und
Ethik‘. Das Opfern der Lichter mit der Kraft alle widrigen Umstände
gleichmütig zu ertragen ist die ‚Geduld‘. Das Opfern der Lichter mit der
gesamten Kraft der Freude ist die ‚Anstrengung‘. Das Opfern der Lichter
mit der vollkommenen Achtsamkeit, ohne zu wanken ist die ‚Konzentration‘.
Das Opfern der Lichter, in dem die Vereinigung des reinen Lichtes und
die Offenheitsnatur (Leerheitsnatur) erkannt und realisiert wird ist die
‚Weisheit‘.
Wenn Du ein hoch begabter Meditierender bist,
kannst Du auch die Lichter gemäß den esoterischen Übungen (Skt. tantra)
opfern. Opfere das Licht, indem Du die Einheit der strahlenden
Qualitäten des Universums, das Fahrzeug und die Offenheit der
Weisheitsnatur des Geistes realisierst. Rigdzin Godem und viele andere
Tertöns haben einstimmig gelehrt:
Für die gesamte Versammlung der Lamas und der Schutzgottheiten des höchst heiligen und wunderbaren Mandalas
In dem von selbst entstandenen gegenwärtigem Gefäß des höchsten Bereiches
Entzünde und opfere ich das Licht der wirklichen Bewusstseins-Weisheit!
Ich möchte meine eigene Geschichte mit Butterlampen mit Euch teilen.
Als ich etwas über zehn Jahre alt war, ging ich durch ernsthafte Übungen
unter der Leitung von Kyala Khenpo Rinpoche, einem der höchst
gebildeten und fürsorglichsten Meister des Dodrupchen Klosters in Golok,
Tibet. Ich hatte den Auftrag, ein Jahr lang jeden Tag selbst 600
Opferschalen für Wasser und 100 Butterlampen in unseren privaten
Altarraum aufzustellen, zu opfern und zu reinigen. Ich stellte sie am
Vormittag auf und leerte und reinigte sie nach dem Dunkelwerden, Tag für
Tag. Das Opfern der Butterlampen war viel leichter, das Leeren der
Wasserschalen im Winter war jedoch viel schwerer, da nach ein paar
Stunden das Wasser zu Eis gefror. Mein Lehrer übertrug diesen Dienst
lieber mir, als seinen vielen anderen älteren Schülern, da es eine
besondere Gelegenheit war, den karmischen Schmutz, den ich angesammelt
hatte, zu verbrennen und neue verdienstvolle Taten zu sammeln.
Am Anfang war es sehr schwierig für mich, meine geistige Haltung rein
und klar zu halten, da ich zu jung war, die nützliche Absicht ganz zu
schätzen. Bald jedoch wurde alles zu einer wirklichen, unmittelbaren und
vertrauten Übung in Hingabe, Freude und Vertrauen. Dies vertiefte meine
spirituelle Bindung in einer wirklich praktischen Weise und half eine
Art des inneren Lichtes der Freude zu erwecken. Ich erkannte erst viel
später, dass diese Übung rätselhafter weise die Auswirkung hatte, mich
dafür zu rüsten, mit den rauen Begebenheiten des Lebens besser
umzugehen.
Das Gebiet, in dem ich aufgewachsen bin, zählte zu
den ärmsten Regionen von Golok in Tibet. Mir wurde jedoch erzählt, das
sich das Leben der Menschen verbesserte während ich dort lebte, da der
Lehrer meines Lehrers, Könme Khenpo Rinpoche, damit begonnen hatte an
seinem eigenen wundervollen Altar täglich diese Butterlampenpraxis
durchzuführen, die ich später weitergeführt hatte. Ich bin vollkommen
davon überzeugt, dass das Lichtopfer hilft, Frieden, Gesundheit,
Wohlstand, Erfolg und spirituelle Entwicklung zu bringen.
Aus dem Khordong Rundbrief 2010