EINE KURZE GESCHICHTE DES KHORDONG KLOSTERS
Chhimed Rigdzin: „Der Name meines Klosters ist Khordong Gompa. Das bedeutet ‚kleines Haus im Bergwinkel‘. Im allgemeinen wissen die Menschen nicht, wer dieses Kloster gebaut hat, aber soweit wir wissen, war der Gründer Nubchen Sangye Yeshe (einer von Padmasambhavas 25 Hauptschülern). Nubchen Sangye Yeshe war ein Übender der Yamataka-Sadhana und baute aus diesem Grund eine riesige Yamataka Gebetsmühle unter der Erde. Der Platz des Klosters gilt als besonders heiliger Ort, es befindet sich dort eine Höhle Padmasambhavas, in der viele Dakinis versammelt sind. (Khordong Gompa liegt heute auf dem Gebiet der chinesischen Provinz Sichuan, 360 km westlich Chengdu und 500 km südlich von Xining. Von der chinesischen Stadt Luhuo (Zhaggo) 70km nordwestlich nach 4500m hohem Paß in einem Seitental links von der Straße nach Sertar-Thorsten Kratt)
Seit der Errichtung der unterirdischen Gebetsmühle durch Nubchen Sanye Yeshe im 8. Jahrhundert wird dieser Ort „Khor lo Dong“ genannt. Im 12. Jahrhundert ließ sich ein Tantriker namens Ringa Changwa Amgon in diesem einsamen Bergwinkel nieder. Er war Übender der Vajrakila Sadhana und wurde 110 Jahre alt. Die zweite bekannte Person war ein weiblicher Lama namens Rinchen Tsul Dror. Sie übte die Dakini Praxis bis zum Alter von 39 Jahren. Nach Ihrem Tod sprachen untrügliche Zeichen dafür, daß sich eine Weisheitsdakini in Ihrem menschlichen Körper manifestiert hatte. Der dritte bedeutende Lama war Sangye Dorje. Er baute eine große Gompa an diesen Ort, der Name war „Dechen Sangha Khor lo Dong“. Sangye Dorje’s Wurzellama war der berühmte Lama Sakya Gyaltsen. Er wurde 107 Jahre alt. Der vierte Lama war Je Wang Rinchen Puntsog. Er wurde 73 Jahre alt. Der fünfte Lama wurde Lha Wang genannt und verstarb mit 72 Jahren. Der sechste Lama war Sangye Tendzin und wurde 76 Jahre alt. Der siebte Lama war sehr aktiv und schuf die drei „Ayus“ Statuen, Amithayus, weiße Tara und Vijaya Devi. Er baute das Kloster weiter aus und verstarb im Alter von 84 Jahren. Der achte Lama war ein großer Mahayana Heiliger und wurde 74 Jahre alt. Der Erbauer der Gompa wurde dann als neunter Lama namens Padma Kunzang Yeshe wiedergeboren. Er erhielt im Dorje Drag Kloster den Namen Sherab Mebar. Er erhielt die komplette Übertragung der Byangter Linien durch Padma Shenyen, einem außergewöhnlichen Weisen. Er war in der Lage, dicke Bücher während des Lesens auswendig zu lernen und konnte später die vollständigen Nördlichen Schätze (Byangter) auswendig lehren. Er verstarb mit 80 Jahren. Der zehnte Lama war der große Schatzentdecker (Tertön) Padma Nudan Dorje Drophan Lingpa. Er entdeckte viele Schätze und übte nach dem Byangter System. Er starb mit 73 Jahren. Der elfte Lama war Sangdzin Gonpo Wangyal, ein in Tibet sehr bekannter Weiser. Auch er verstarb mit 73 Jahren. Der zwölfte Lama war Nudan Dorje’s Sohn Padma Donsal. Er war die Inkarnation von Chusang Namkha Yongya, ein Lama des Dorje Drag Klosters. Er verstarb als bedeutender Mönch im Alter von 93 Jahren. Der dreizehnte Lama auf diesem einsam gelegenen Bergwinkel war Nudan Dorje’s Inkarnation Dorje Gyaltsen, auch Kalden Lingpa genannt. Er starb bereits mit 37 Jahren. Der vierzehnte Lama, Tulku Tsorlo war verantwortlich für das Chug Chong Kloster, sein jüngerer Bruder, Gyurme Dorje war für das Khordong Kloster verantwortlich. Ihr Vater war Gonpo Wangyal und Ihre Mutter Nudan Dorje’s Tochter Zhiwam Tso. Tulku Tsorlo, selbst die Inkarnation von Vasumbindo, einer von Buddhas bedeutendsten Jüngern, erkannte Chhimed Rigdzin Rinpoche als die Inkarnation von Nudan Dorje Drophan Lingpa und ist sein Wurzellama. Er verstarb mit 73 Jahren. Der fünfzehnte Lama war Tulku Tsorlo’s bereits erwähnter jüngerer Bruder Gyurme Dorje. Er verstand schlagartig die Idee des natürlichen Raumes, den Dharmadathu. Er verstarb mit 78 Jahren.
Chhimed Rigdzin wurde im Alter von 4 Jahren als die Inkarnation von Nudan Dorje von seiner Heiligkeit Minling Trichin und dem 13. Dalai Lama erkannt und als 16. Lama inthronisiert. Mit neunzehn Jahren verließ Rinpoche das Khordong Kloster und bereiste Tibet, Nepal, Bhutan, Sikkim, Sri Lanka, Japan, Korea, China, USA und fast ganz Europa. Über dreißig Jahre war er tätig als Professor für Indo-tibetische Studien in Shantinetekan/Indien. Er folgte damit den Anweisungen seines Gurus Tulku Tsorlo. Viele seiner Schüler aus den früheren Jahren haben an der Universität von Shantinetekan bei Rinpoche studiert, einer seiner bedeutesten Schüler ist Tulku Dhondup. Aber auch viele westliche Schüler wie James Low und Martin Boord oder Ulrich Loseries haben über Ihn promoviert.
Rinpoche gilt als Emanation von Padmasambhavas Geist und wirkt durch seine Präsenz. Freuen und glücklich dürfen jene sein, die Ihm begegnen. Die Übungen, die in diesem Kloster ausgeführt werden, werden Byangter Ngön Dro genannt. Ebenso werden auch Lamatänze ausgeführt. Die komplette Ausführungen der Übungen benötigt
für 500 Mönche 16 Tage intensive Praxis.
Hier seien einige genannt:
Lhosar (Neujahr). Praxis der Byangter Drowa Kong Drol
1. Monat: Amithabha Praxis u. 100000 Buddhas Einweihung
Nudan Dorje’s Terma Kon Chog Sum Drub
4. Monat: Über 500 Mönche praktizieren den Byangter Rigdzin Dung Drup, Lama Sangwa Diba
9. Monat: Byangter Phurba und Dharmaschützer wird von ca. 250 Mönchen praktiziert.
Der Originaltext wurde von Chhimed Rigdzin anläßlich seines Besuches in seinem Kloster in Kham/Tibet in tibetisch verfaßt und 1997 wieder von Maria-Neige Levevbre nach Indien gebracht. Er wurde dann von Rinpoche während des Butterlampenretreats 1998 aus dem tibetischen in einem ersten kurzen Entwurf übersetzt und von Nadja Maati und Nathalie Koralnik in die englische Fassung gebracht. Es handelt sich um eine redaktionell gekürzte Fassung. Die auf dieser Seite gezeigten Bilder stammen aus dem privaten Album von Rinpoche und zeigen ihn beim Besuch seines Klosters im Mai 1990. Deutsche Übersetzungen von Gabriele Henninger und Thorsten Kratt
*** entnommen dem Khordong Rundbrief Nr. 3/2000