Der GTER-STON RIG-‘DZIN RGOD-LDEM
Ein Bericht über den Ursprung und die Entwicklung der Byang-gter- oder Nördlichen Schätze-Tradition
von Martin Boord
Überarbeitete und erweiterte Version1
Verbergen der Schätze
In den verschiedenen Biographien des Schatzenthüllers dNgos-grub rgyal-mtshan (1337-1408) steht geschrieben, dass seine dharmakaya-Form Samantabhadra und seine sambhogakaya-Form Vajrasattva ist. Als nirmanakaya erschien er zunächst in Indien, wo er sich in mehr als zwei Dutzend Inkarnationen2 manifestierte, ehe er im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung als sNa-nam rdo-rje bdud-joms in Tibet geboren wurde.
Zu jener Zeit sandte Khri Srong-lde’u-btsan, Herrscher Tibets und bedeutender Schutzpatron des Buddhismus, Boten mit Opfergaben in Form von Goldstaub nach Indien, um Padmasambhava einzuladen mit der Bitte um Hilfe bei der Errichtung des Klosters bSam-yas. Einer der mit dieser Aufgabe betrauten Boten war sein Staatsminister (zhang blon) und enger Gefährte sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms. Nach seiner Rückkehr aus Indien wurde sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms zum königlichen Minister für Religiöse Angelegenheiten (chos blun) und einer von Padmasambhavas fünf engsten Schülern,3 der während der Zeit seiner intensivsten Lehrtätigkeit dicht an der Seite des guru blieb. Die Praxis der vielen esoterischen Anweisungen, die ihm übertragen worden waren, führte dazu, dass sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms die Meisterschaft über Geist und Atem erlangte. Er war erfahren in der Verwirklichung von Vajrakila und erlangte so das unübertroffene Erwachen, von welchem er Zeugnis ablegte durch Wundertaten wie das Durchschreiten von massivem Felsen und das Überwinden großer Entfernungen in einem Augenblick. Die Lehren, die sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms zu Lebzeiten empfangen hatte, so hieß es, seien von größter Bedeutung für den Schutz der künftigen Nachkommen von König Khri Srong-lde’u-btsan. So wurden sie sorgfältig verborgen in einer Höhle in den Bergen, wo einst Padmasambhava mit seinem Gefolge sieben Tage lang meditiert hatte. Neben den Texten wurden Bilder von Vajrakila und den Zehn Zornvollen Gottheiten hinterlegt, außerdem ein gesegneter Ritual-kila, der in den Fels gestoßen wurde und ein selbstentzündendes Feuer. All dies war von gurunagaraja erhalten hatte. Gemäß seiner Weissagung war es diesem Berg beschieden, Verweilort der Buddhaschaft zu werden, dessen Schatz in der Zukunft enthüllt werden würde zum Heil Tibets im Allgemeinen und zum Wohlergehen der königlichen Dynastie im Besonderen. Padmasambhava selbst versiegelt worden, der eine Inschrift mit drei symbolischen Lettern an der Tür zur Schatzhöhle angebracht und drei Schlüssel auf dem Berggipfel versteckt hatte. Schließlich kennzeichnete er die Mitte des Berges mit 600 Juwelen, die er von dem Schützer.
1173 wurde sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms wieder in Tibet geboren, diesmal in Khro-phu im südlichen Tsang. Sein Name wird unterschiedlich wiedergegeben als Byams-pa-dpal, der Übersetzer, oder als Bal-po A-hum-‘bar, der tantrische yogin. In diesem Leben enthüllte er einige von dPal dga’-ba lung-pa übertragene gter ma, die in sPa-gro in Bhutan verborgen worden waren. Zur Zeit Kong-sprul blo-gros mtha’-yas waren diese Texte verschwunden. Aber dann erhielt ‘Jam-dbyangs mkhyen-brtse aus den Händen einer dakini eine alte Abschrift, und somit war Kong-sprul in der Lage, sie mit seinen eigenen ergänzenden Anmerkungen versehen in den Rin chen gter mdzod aufzunehmen.
Wiederentdeckung der versteckten Schätze
Im Jahre 1337, am zehnten Tag des ersten Monats des Feuerochsenjahres wurde er in der Nähe des Berges bKra-bzang im westlichen gTsang, unmittelbar nördlich von gCung ri-bo-che wiedergeboren, in einer Gegend, die als gNyan-yul (Ort der Schlangendämonen) oder Tho-yor nag-po (Land des Schwarzen Steinhaufens) bekannt ist.4 Der Name, den er in dieser Inkarnation erhielt, war dNgos-grub rgyal-mtshan (Siegesbanner der Spirituellen Errungenschaft). Zum Zeitpunkt seiner Geburt war der Himmel von Regenbögen und die Luft von süßem Wohlgeruch erfüllt. Musik erklang, und Blumen fielen vom Himmel. Sein neugeborener Körper zeigte zahlreiche glücksverheißende Zeichen, so das Vajra-Zeichen auf seiner Stirn, die heilige Keimsilbe Om auf seiner Brust, ein Hals gleich einer Schneckentrompete und ein schwarzes sowie ein weißes Mal (sme ba, tilaka) auf der Schädelkrone.
dNgos-grub rgyal-mtshans Mutter, Jo-lcam bsod-nams khye-¢dren war eine tugendhafte Dame adliger Herkunft und Tochter eines Mantra-Adepten namens Do-pa, Sohn des Phug-cha.
dNgos-grub rgyal-mtshans Vater, sLob-dpon bdud-‘dul (Sri-‘dul-dpal), gehörte zum berühmten De-gyin-hor Clan, dessen Vorfahrenreihe bis auf den Mongolenkönig Gur-ser zurückgehen soll. Sein Vorfahr De-gyin deva raja kam nach Tibet im Gefolge des Onkels mütterlicherseits der chinesischen Prinzessin Chin-chieng, Tochter des Shou-li, des Prinzen von Yung. Chin-chieng war eine der Frauen von Khri lde-gtsug-brtsan (Mes-ag-tshom), Vater von Khri Srong-lde’u-brtsan. Nach seiner Ankunft in Tibet wurde De-gyin deva raja Minister für Religiöse Angelegenheiten (mchod blon) und seiner Familie wurde der Grundbesitz (gzhi kha) von sNa-mo als Lehen übertragen.
sNa-mo-lung-pa Slopdpon bdud-‘dul war ebenfalls ein tantrischer Yogin und Experte in der Praxis von Mayajala, Matara und dem Phur bu ze’u smug gu, einem frühen Zyklus der Gottheit Vajrakila, der in seiner Familie über viele Generationen weitergegeben wurde. Der junge dNgos-grub rgyal-mtshan studierte diese Lehren unter Anleitung seines Vaters. Von früher Jugend an bewies er eine bemerkenswerte Begabung, sowohl was das Verständnis als auch was die Praxis angeht, und verwirklichte so den samadhi von Vajrakila im Alter von acht Jahren. Nach dem Tod seines Vaters führte er seine Ausbildung fort, zunächst bei seiner Mutter, dann bei dPal-chen bum-pa, dem Lehrer aus Se, und seinem Bruder Legs-pa-ba.
Als er gerade elf Jahre alt war, erschienen drei federartige Auswüchse auf seinem Schädeldach, und als er 23 Jahre alt war, waren es fünf. Weil diese Auswüchse wie Geierfedern aussahen, wurde er als rGod kyi ldem-‘phru-can berühmt, „der mit den Geierfedern“. Diese außergewöhnlichen Zeichen waren in den Prophezeiungen vorausgesagt worden und wurden ehrfürchtig als Merkmale eines wahrhaft außergewöhnlichen Wesens betrachtet. Er wurde auch bekannt als Mahavidyadhara (Rig ‘dzin chen po), und das ist der Titel, der von da an von jeder seiner folgenden Inkarnationen geführt werden sollte.
Als er 25 Jahre alt war, fand Rig-‘dzin rgod-ldem das erste der naga-Juwelen, die ihm von Padmasambhava am östlichen Abhang des Berges bKra-bzang als Zeichen hinterlassen worden waren. Er hatte die Form eines sechseckigen Kristalls, etwa von der Größe eines Gänseeis, und er entdeckte ihn im Herzen eines kugelförmigen Behälters, eingetaucht in süß schmeckenden, duftenden Nektar, der wie die Sonne erstrahlte.
Zur selben Zeit, als der ehemalige rDo-rje bdud-‘joms in der Person Rig-‘dzin rgod-ldems inkarniert war, wurde der frühere lha sras Mu-khri btsan-po (Sohn von König Khri Srong-lde’u-btsan) im südlichen La-stod als der sprul sku bZang-po grags-pa geboren. Er lebte als Mönch der bKa’-brgyud Schule und praktizierte entschlossen viele Jahre lang in Zurückziehung, bis sich die Zeichen des Erfolgs einstellten. Mit den Segnungen Guru Padmasambhavas, der höchstselbst als Yogin in Erscheinung trat und ihn unterwies, grub bZang-po grags-a eine Reihe von Schatztexten aus, einschließlich des berühmten Gebetes in Sieben Kapiteln von Padmasambhava (Le’u bdun ma) und dem Gebet, das den Pfad von allen Hindernissen reinigt (gSol ¢debs bar chad lam sel). Aus dem Tempel von Gram-pa-rgyang, der im siebten Jahrhundert von Srong-btsan sgam-po erbaut worden war, 5sadhanas, Führer zu Pilgerorten und Schlüssel zur Entdeckung noch weiterer gter ma. Acht dieser Texte bezogen sich auf die verborgenen Schätze von Zang-zang lha-brag, einschließlich dem Gab pa snying gi lde mig (Schlüssel zum Verborgenen Herzen), der insbesondere die Entdeckung des naga-Juwels am östlichen Abhang des Berges bKra-bzang erwähnte, und auch das Kerninventar (snying byang) mit dem Titel Man ngag gnas kyi don bdun ma.6 Im neuen Jahr (Februar/März 1365) vertraute bZang-po grags-pa diese Texte sTon-pa bsod-nams dbang-phyug7 und zwei Begleitern an mit der Anweisung, sie „einem Yogin, der eine Statue oder eine Mala in seiner Hand trägt“ weiterzugeben, dem sie vermutlich östlich des Zang-zang Berges begegnen würden und der sie auf bKra-shis-lde, den Herrscher von Gung-thang,8 ansprechen würde. entnahm er Ritualtexte von Hayagriva und Maitreya und um 1364 schließlich entdeckte er in rGyang yon-po-lung mehrere Vajrapani-
Etwa eine Woche später, als die drei Reisenden am Ufer eines Flusses nahe des Brag-lung Klosters im nördlichen gYas-ru ihre Mahlzeit einnahmen, kam rGod-ldem-can von sNa-mo-lung aus dorthin. In seiner Hand hielt er eine Messingstatue von Vajrakila und eine Mala. Als sie ins Gespräch kamen, und Rig-dzin rgod-ldem den Tod von Khri bKra-shis-lde beklagte, war die Prophezeiung in allen Einzelheiten erfüllt. Sie erkannten ihn als denjenigen, nach welchem sie suchten, und übergaben ihm die verschiedenen Schatzrollen und einen Brief mit guten Wünschen, den Padmasambhava persönlich versiegelt hatte. Nach seiner Rückkehr nach sNa-mo-lung deutete Rig-dzin rgod-ldem das Aufgehen des Planeten Jupiter im achten Mondhaus9 als Zeichen, dass der Zeitpunkt gekommen war, um den Schlüssel zu den Schätzen herauszunehmen. Bei Anbruch der Dämmerung am achten Tag des Schlangenmonats im Jahr des Feuerpferdes (1366) kam von Osten ein Strahl weißen Lichts „wie der Stamm des wunscherfüllenden kalpalata“, der auf den Gipfel des Berges bKra-bzang fiel und auf einen Fleck unterhalb, auf den durch leichten Schneefall hingedeutet wurde. Daraufhin grub rGod-ldem-can in unmittelbarer Nähe von drei Obelisken (rdo ring) in der Höhle eines vorspringenden weißen Felsens (‘dzeng brag dkar po) unterhalb des Gipfels von Ri-bo bkra-bzang in Gestalt von sieben Papierrollen das nächste Glied in der Kette der Nördlichen Schätze aus. Diese Rollen lagerten in einer Kiste aus Stein, die gemeinsam mit anderen aus Bronze und Kupfer in einer Weise angeordnet waren, als ob sie dem Berg als Herz, Mund und Auge dienten. Um die Entnahme dieser Rollen auszugleichen, vergrub Rig-dzin rgod-ldem einen anderen Schatz an ihrer Stelle, gestiftet vom König von Gung-thang, und die dabei entstandene Höhle, bekannt als rLung-gseng („Windige Mulde“), soll bis zum heutigen Tag existieren.10 Während der Neujahrsfeierlichkeiten des folgenden Jahres, als Rig-dzin rgod-ldem 30 Jahre alt wurde, wuchs an dieser Stelle spontan ein Obstbaum, von dem ebenfalls angenommen wird, dass er bis heute Bestand habe.
Zwei Monate später, am vierten Tag des Schafmonats 1366, war Rig-dzin rgod-ldem gerade dabei, seinen Schülern den Vajrakila- abhiseka zu gewähren. Während des vorbereitenden Abschnitts des Rituals, gerade als er das mandala der Gottheiten innerhalb der Körper seiner Schüler errichtete, erhob sich der guru und führte seine Anhänger hinauf in die Berge, die wie ein Haufen Giftschlangen aussehen (dug sbrul spung ‘dra). Die Texte beschreiben, dass die Luft von süßlichem Wohlgeruch und Regenbögen erfüllt war, als Rig-dzin rgod-ldem seine Schüler zur südwestlichen Wand des Berges führte, wo die Atmosphäre im Glanz der untergehenden Sonne in rubinrotem Licht glühte. Sie stiegen hinauf zu einer Berghöhle und nachdem er zwei Schüler am Eingang postiert hatte,11 ging rGod-ldem-can hinein und begann zu beten. Als sich der Himmel nach Sonnenuntergang verdunkelte, begann die Berghöhle zu vibrieren und zu beben als Zeichen dafür, dass der Meister der Schätze (gter bdag) angekommen war. Um Mitternacht zündeten sie zahlreiche Butterlampen an, in deren Licht die Gruppe auf dem Fels deutlich das Bild eines visvavajra erkennen konnte. Als der Guru mit seiner Papierrolle (dem symbolischen Schlüssel zu den Schätzen) auf die Stelle unterhalb dieses Zeichens drückte, öffnete er sich gleichsam wie eine Tür zu einem dreieckigen Raum, in welchem sie eine blassblaue Schlange aus flüssigem Kupfer mit einem gelben Bauch von der Dicke eines Männerarms vorfanden. Sie lag zusammengerollt mit ihrem Kopf nach Südosten auf einem quadratischen blauen Stein, dessen Oberfläche mit silberfarbenen Nägeln in neun Abschnitte unterteilt war, so dass sie dem Panzer einer Schildkröte glich. Die Windungen der Schlange glichen einem enormen achtseitigen Edelstein und über ihrem Herzen waren drei gemmenartige Auswüchse, aus denen eine Papierrolle und ein symbolisches Juwel (rin po che’i rtags tsam cig) herausgezogen wurden.
Auf der blauen Steinplatte, verborgen zwischen den Windungen der Schlange, lag ein kastanienbraunes Lederkästchen, das fünffächerige Behältnis der Nördlichen Schätze.
Dem mittleren Fach aus tiefrotem Leder entnahm Rig-dzin rgod-ldem den Kun bzang dgongs pa zang thal Zyklus in vier Bänden, von dem es heißt, dass in ihm das Wesentliche aus einhunderttausend tiefgründigen Texten zur Großen Vollendung seinen Niederschlag gefunden hat. Dieser Zyklus sollte fortan zu einer der berühmtesten und meistverehrten aller Darlegungen der atiyoga Lehren in Tibet werden. Diesem mittleren Fach entnahm er außerdem die Bla ma rig dzin gung sgrub-Lehren und andere Texte, die sich auf die sadhana von guru, deva und dakini 12beziehen, außerdem die atiyoga-Texte zu Vajrakila und drei in kastanienbraune Seide eingewickelte Kilas, die Padmasambhava persönlich aktiviert hatte. Den ersten hatte er benutzt, als er in Yang-le-shod in Nepal siddhi erlangt hatte, den zweiten, als er in dPal chu-bo-ri das Antlitz Vajrakilas erblickte, und den dritten, um die Feinde und Behinderer in sTag-tshang seng-ge bsam-¢grub in Bhutan13 zu unterwerfen. Es gab außerdem dreißig in blaue Seide eingewickelte Papierrollen, Haarsträhnen von den Köpfen Padmasambhavas, Khri Srong-lde¢ u-brtsans, Ye-shes mtsho-rgyals, sNa-nam rdo-rge bdud-joms und anderen sowie zusätzlich allerlei geheiligte Gegenstände (byin labs rdzas).
Das vordere (östliche) Fach der Truhe war aus Schalen weißer Trompetenschnecke gefertigt und enthielt Texte des rGyu ‘bras la ldog pa-Zyklus, der Ursache und Wirkung ein Ende setzt, so wie die dGongs pa nam mkha’ dang mnyam pa’i chos Belehrungen über die Ähnlichkeit des erwachten Geistes mit dem Himmel und die tantras des Ka dag rang byung rang shar-Zyklus betreffend die natürliche Präsenz und das Entstehen der ursprünglichen Reinheit.
Das goldene südliche Fach der Truhe enthielt die sNyen sgrub rnam pa bzhi’i chos-Belehrungen zur vierteiligen Praxis der Anrufung der Gottheit und die gSang sgrub guru drag po rtsal und die bKa’ brgyad drag po rang byung rang shar-Texte. Diese wichtigen Ritualzyklen wurden berühmt „wie Sonne und Mond“ dank der Helligkeit und Klarheit, die sie im Geist derer bewirkten, die sie praktizierten. In diesem Fach wurden außerdem Texte gefunden, die sich mit Vajrakila in seiner Form als Mahottarakila mit neun Gesichtern und achtzehn Händen befassen.
Dem westlichen Fach aus rotem Kupfer entnahm Rig-dzin rgod-ldem den rTen ‘brel khyad par canPhyi sgrub’ gro ba kun grol, die einen Teil des rTen ‘brel chos Zyklus darstellen. Ferner entnahm er den Tsan dan gyi sdong bu lta bu’i chos und einen Band, in welchem die rTa mgrin dregs pa dban sdud-, die ‘Khor ‘das dban sdud- und die Lha chen-Lehren zu finden waren, ferner einen weiteren Band, der den Byang chub sems dpa’i spyod dbang enthielt. und den
Im schwarzen nördlichen Fach aus Eisen fanden sich die gewaltsamsten aller zornvollen Ritualtexte. Viele Vajrakila-Belehrungen wurden diesem Fach des Kastens entnommen, ferner das dGra bgegs thal bar rlog pa’ i chos, ein Text, der als ebenso verderblich wie der Stengel einer Giftpflanze (dug gi sdong po lta bu) gilt. Ferner wurden dort acht Abhandlungen über die Zusammensetzung von Ritualmedizin (sman gyi tshad byas pa) entdeckt sowie weitere Kommentare (upadesa) und Anweisungen über die Herstellung von „Fadenkreuzen“ (mdos)14. Aber nicht alle dieser Texte wurden transkribiert und verbreitet.
Nachdem er diese fünf Schätze in Gestalt von Lehren (mdzod lnga) entdeckt hatte, soll Rig-dzin rgod-ldem jede dieser fünf Abteilungen in 101 Teile geordnet und die folios aus gelbem Papier (shog ser po ti) in Paaren neu zusammengestellt haben, wie Mutter und Sohn, gekennzeichnet mit den Keimsilben (bija) der Vier Göttinnen der Tore. Rig-dzin rgod-ldem erbaute in bKra-bzang ein kleines Kloster, das seinem Sohn rNam-rgyal mgon-po als Residenz vererbt wurde. Daraufhin unterwies er seinen Sohn, seine Frau und ausgewählte Schüler in den Lehren, die in dem fünffachen Schatz enthalten waren.15
Diese Belehrungen wurden bekannt als Byang-gter oder Nördliche Schätze, um sie von den Lho-gter (Südliche Schätze) zu unterscheiden, die in den vorangegangenen Jahrhunderten von Nyang-ral nyi-mal ‘od-zer (1136-1204) und Guru chos-dbang (1212-1270) enthüllt worden waren. Diese drei gter-ston sind in Tibet weithin bekannt als die kaya-, vac- und citta-Emanationen von Padmasambhava selbst und werden als die größten aller gter ston angesehen.
Rig-dzin rgod-ldem ist auch die Entdeckung von sieben „Versteckten Ländern“ (sbas yul) zu verdanken, in denen die Menschen glücklich leben und der dharma-Praxis friedlich nachgehen können.16 Im Jahr des Ochsen ging er nach Sikkim (‘Bras-mo gshong) und lebte 11 Jahre in dieser Gegend (1373-84), während derer er viele prophetische Träume hatte, Wundertaten zum Wohl aller Wesen ausführte und das Land (insbesondere die Weiße Felsenhöhle von bKra-shis-lding) als kraftvollen Platz für die Meditation segnete.17 Die Chronik der Herrscher Sikkims beschreibt einen lokalen Kult, der dem heiligsten Berg in jener Gegend (Gangs-chen mdzod-lnga) gewidmet war und der im Werk eines späteren Byang-gter gter ston, Sches-rab me-‘bar, Erwähnung findet. Jedes Jahr am Vollmondtag des siebenten tibetischen Monats werden auf Anordnung des Königs zu Ehren der Gottheiten, die sich auf den fünf Gipfeln jenes Berges aufhalten sollen, heilige Tänze aufgeführt. Rig-dzin rgod-ldem selbst entdeckte weitere gter ma auf dem mittleren Gipfel. Diese untergeordnete Enthüllung ereignete sich in Gestalt von Bildern: Eines von Padmasambhava in zornvoller Erscheinung und eines von der Göttin mThing-kha. An den Hälsen von Geiern hängend wurden Briefe nach Tibet geschickt, die von diesen Entdeckungen kündeten.
Abgesehen von den gter ma, die er selbst enthüllte, besaß Rig-dzin rgod-ldem den Schlüssel für weitere Listen mit Verstecken (them byang, kha byang) und wirkte auf diese Weise mit beim Ausgraben vieler anderer Texte und kraftvoller Kultobjekte.
In Erfüllung der Prophezeiungen, die die besondere Bedeutung der Schätze von Zang-zang lha-brag für die Nachkommen des Herrscherhauses von Khri Srong-lde’u-btsan hervorheben, wurde Rig-dzin rgod-ldem 1389 im Alter von 52 Jahren zum persönlichen Lehrer des Königs von Gung-thang, mChog-sgrub-lde,18 ernannt. Der bla ma gewährte dem König zahlreiche Belehrungen und Ermächtigungen und gab ihm außerdem Padmasambhavas persönlichen kila, genannt Srid gsumbdud ‘dul,19 und diverse andere sakrale Gegenstände von großer Macht. In unseren Texten wird das kostbare Gong khug ma erwähnt, ein besonderes Kultobjekt, das mit spezieller Macht für die Nachkommen der königlichen Linie ausgestattet sein soll. Unklar bleibt, ob dieser Gegenstand selbst wiederum ein Text ist oder aber ein Ritualdolch, der vom siddha aus Oddiyana ständig getragen worden war und den er mit entsprechenden mündlichen Anweisungen Ye-shes mtsho-rgyal20 vererbt hatte. In jedem Fall wird davon ausgegangen, dass er die Kraft Vajrakilas repräsentiert und die Essenz der Vajrakila-Lehren verkörpert.
Es war während der Zeit seines Aufenthalts bei König mChog-sgrub-lde, dass Rig-dzin rgod-ldem das verborgene Land von sKyid-mo-lung öffnete. Die meiste Zeit jedoch verbrachte er, in Meditation versunken, in seinem Kloster in Ri-bo dpal-‘bar, einem Geschenk des Königs.
Während der Sommerzeit im Jahr der Eisenschlange (1401) gewährte Rig-dzin rgod-ldem Se-ston thugs-rje rgyal-mtshan und fünfzehn seiner Anhänger die ausführliche Übertragung des dGong pa zang thal. Auf diese Weise wurde die bedeutende Zweiglinie in Se gestärkt.
Rig-dzin rgod-ldem verstarb im Jahr der männlichen Erdmaus (1408) im Alter von 71 Jahren in Zil-gnon, Sikkim. Die große Zahl der Belehrungen und speziellen tantrischen Unterweisungen, die er der Nachwelt hinterließ, wurde durch die drei Linien überliefert, die als Mutter-, Sohn- und Schüler-Linien bekannt sind. Die nachfolgenden Halter dieser Lehren haben durch das Erlangen von vielen höheren und gewöhnlichen siddhi Ruhm erlangt.
Die Sicherung des Fortbestands der Tradition
Indem er in dieser Weise die Schule der Nördlichen Schätze in Tibet begründet hat, bleibt Rig-dzin rgod-ldem bis auf den heutigen Tag seinen Gelübden als Bodhisattva verpflichtet, diese Belehrungen so lange zu verbreiten, wie sie den Bedürfnissen der Menschheit dienen. Demgemäß soll er sich, in Übereinstimmung mit seinen religiösen Bestimmungen, in der Mitte des 14. Jahrhunderts als Emanation manifestiert haben, bekannt als der rGod ldem yang sprul, der ruhmreiche (dpal ldan) ‘Jam-dbyangs bla-ma. Er erschien in gTsang im oberen Nyang, das westlich des Yar-‘brog Sees am Nyang-chu Fluss in der Gegend von rGyal-rtse liegt. Bereits in jungen Jahren schlug er seinen Wohnsitz in einer Gemeinschaft von rNying-ma-Praktizierenden auf und war imstande, all ihre Zweifel und Verwirrungen bezüglich der sutra- und tantra-Lehren zu klären. Im oberen Nyang in einer geheimen dakini-Schatzhöhle entdeckte er gter ma-Belehrungen einschließlich kraftvoller Gebete an guru, deva und dakini, durch welche Tausende von Menschen Befreiung erlangten. Durch die Lehren, die er zu jener Zeit enthüllt hatte, wurden den Bewohnern von Shangs, rTanag und ‘U-yug besondere Segnungen zuteil. Diese Lehren wurden in das System der Nördlichen Schätze aufgenommen, und ihre Linie blieb ununterbrochen, selbst in der Zeit von Kong-sprul blo-gros mtha’-yas, der einige dieser Texte in den Rin chen gter mdzod aufnahm und ergänzende Erläuterungen als Begleittexte verfasste.
Die erste dieser „großen“ Inkarnationen jedoch war in mNga’-ris glo-bo21 als der gter ston Legs-ldan bdud-joms rdo-rje (1512-1625), der von Kunskyong gling-pa vorausgesagt worden sein soll. Sein Vater zu jener Zeit war Jam-dbyangs rin-chen rgyal-mtshan, ein berühmter Gelehrter und yogin, die letzte Inkarnation von Marpa lo-tsa-ba. Seine Mutter war die Edelfrau Bro-lcam Khrom-pa-rgyan, sein älterer Bruder der berühmte mNga-ris pa-chen. Zwar war sein Vater sein erster Lehrer, aber es war sein Wurzellama Sakya bzang-po, von dem er die Übertragung der Nördlichen Schätze erhielt.22 Er studierte außerdem bei einer Reihe anderer großer bka’ ma- und gter ma- Meister, und wurde ein entscheidendes Verbindungsglied in der Übertragung der anuyoga-Belehrungen. Diese erhielt er von seinem Vater und vertraute sie daraufhin sKyi-ston Tshe-ring dbang-po an innerhalb einer Linie, die auf Rig-‘dzin Padma ‘phrin-las zurückgeht. Er enthüllte drei weitere Bände mit Belehrungen23 an den Orten, wo sie in bSam-yas, ‘On-phu stag-tshangs und Lha-ri snying-po in Sikkim verborgen worden waren.
Sein älterer Bruder, mNga-ris pa-chen Padma dbang-rgyal (1487-1543),24 ein herausragender Gelehrter und Adept der Byang-gter Linie, richtete um seine Einsiedlerhöhe in den Bergen herum ein Kloster auf Zeit ein, dem er den Namen Evam lcog-sgar gab.25 Das künftige Anwachsen dieser im Zeltlager hausenden Mönchsgemeinde vorausahnend, stellte er einen strengen Verhaltenskodex auf, den alle zu befolgen hatten, die sich dort aufhielten.26 Auf diese Weise wurden die Lehren des Vidyadhara-Haushälters rGod-ldem-can für eine Gemeinschaft ordinierter bhikshu zum Hauptgegenstand ihrer Studien. Diese Lehren wurden durch Padma dbang-rgyals eigene gter ma-27 weiter ergänzt. Ermutigt durch den gter ston ‘On-sme-thang. Entdeckungen, dem Rig ‘dzin yongs ‘dus-Zyklus, Shes-rab od-zer fuhr Padma dbang-rgyal fort, sowohl die Struktur als auch das Ansehen dieser religiösen Gemeinschaft aufzubauen, und schließlich gründete er das Kloster von Thub-bstan gser-mdog-can. Er verstarb im Alter von 56 Jahren im Dorf
1550 wurde Padma dbang-rgyal im oberen gYas-ru in Nordtibet wiedergeboren als bKra-shis stobs-rgyal dbang-po’i-sde (1550-1607), Sohn des Clanhäuptlings Nam-mkha’ rin-chen, einem Nachkommen des Königs von Mi-nyag. Seine Mutter war Chos-skyong ‘dzom-chen. bKra-shis stobs-rgyal setzte das Werk seines Vorgängers fort, indem er im Tempel von Asrya Palo in bSam-yas und im goldenen stupa in Lho-brag’ jod-pa bedeutende gter ma entdeckte. Er flog hinauf zu einer Höhle geheimer Praxis auf der Spitze des Lhang-lhang Felsens in gTsang-rong und grub drei weitere Zyklen von Belehrungen aus.28 Durch seine religiösen Aktivitäten in Khams und in China erlangte er Ruhm. Unter seinen gesammelten Schriften ist eine 1603 fertiggestellte Biographie von guruByang gter mnga’ dbang skor gyi mtha’ dpyod byang pa gu ru ral pa can gyi legs bshad. Sein wichtigster Byang-gter-Lehrer war Rig-‘dzin legs-ldan rdo-rje, aber er studierte auch bei Byams-pa chos kyi rgyal-mtshan, Ratnabhadra, Rin-chen phun-tshogs und Yan-pa blo-bde. bKra-shis stobs-rgyal war vom Wunsch erfüllt, die Entzweiung mit den Herrschern von gTsang zu heilen, die den Frieden der Byang-gter Mönchsgemeinde zerrüttet und die Mönche gezwungen hatten, von Ort zu Ort zu wandern. So fuhr er mit der Unterstützung seines religiösen Schirmherrn Pho-bo bka’-gnam rgyal-po fort, die Bergeinsiedelei mNga-ris pan-chen evam lcog-sgar aufzubauen, welche er umbenannte in Guru padma’i evam lcog-sgar. Padma und die
Im Alter von 30 Jahren wurde bKra-shis stobs-rgyal Vater eines Sohnes, der der letzte sein sollte in seiner Familienlinie von Erbprinzen von Byang ngam-ring, die zurückging auf die Könige von Mi-nyag. Die Mutter der Jungen war Lha lcam yid-bzhin dbang-mo aus dem göttlichen Clan von Za-hor. Diese großartige Inkarnation Ngag-gi dbang-po (1580-1639), anerkannt als die dritte Inkarnation des Mahavidyadhara rGod kyi ldem-‘phru-can, nahm Zuflucht bei dem ‘Bri-gung chos rgyalbka’ und gter ma erhalten hatte, übte er als bhikshu, als bodhisattva und guhyamantrin und hielt alle drei Gruppen von Gelübden in vollkommener Reinheit. Indem er mit einsgerichtetem Eifer in Yar-lung shel-brag und anderen Kraftorten, die mit guru Padmasambhava in Verbindung gebracht werden, praktizierte, erblickte er deva und dharmapala von Angesicht zu Angesicht, sodass er unvergleichliche siddhi sowie die Fähigkeit erlangte, allen Wesen enormen Nutzen zu bringen. Unter seinen Schülern waren mKhas-grub bkra-shis rnam-rgyal, Verfasser eines im Entstehen begriffenen Werkes, das die Lehrmeinungen der rNying-ma Schule erklärte, und Zur-chen Chos-dbyings rang-grol, ein großer guru, zu dessen Schülern der V. Dalai Lama zählte (ihm erteilte er Belehrungen zu Vajrakila, der sadhana Rin-chen phun-tshogs, von dem er den Namen Ngag-dbang rig-dzin rdo-rje chos-rgyal bstan-pai rgyal-mtshan dpal-bzang-po erhielt. Nachdem er von seinem Vater alle die Ermächtigungen von ma der Acht Herukas und dem sNying thig), außerdem Rig-dzin Padma phrin-las und andere.
Unter Ngag-gi dbang-pos Einfluss kam es dazu, dass unter den sich befehdenden Kriegsherren im östlichen Tibet Frieden und Harmonie einzogen.
Er reiste nach Westen und verlegte die Residenz von Evam lcog-sgar an das nördliche Ufer des Tshang-po Flusses an einen ihm durch das selbstentstehende Symbol eines vajra (rdo rje) gewiesenen glücksverheißenden Platz in Gestalt eines nahegelegenen Felsens (brag) westlich von bSam-yas in der zentralen Provinz dBus. Dort gründete er 1632 (im Jahr der Wasseraffen) das Kloster Guru padma’i evam lcog-sgar thub-bstan rdo-rje-brag. Seit damals ist jenes Kloster der Hauptsitz für das Studium der Linie der Nördlichen Schätze gewesen und der Sitz für alle folgenden Inkarnationen ihres gter ston, von da ab bekannt unter dem Titel „vidyadhara von rDo-rje-brag“. Ngag-gi dbang-o, die dritte Inkarnation von rGod-ldem-can, war somit ebenfalls bekannt als rDo-rje-brag rig-‘dzin I. Zu Lebzeiten ihres Gründers beherbergte das Kloster von rDo-rje-brag wahrscheinlich etwa zweihundert Mönche29. In späteren Jahren wurde es größer und sollte so eines der Haupt-rNying-ma-pa Klöster in Tibet werden. Obwohl dem so war, war Rig-‘dzin Ngag-gi dbang-po am Ende seines Lebens nicht zufrieden mit dem, was er zu erreichen in der Lage gewesen war und er vertraute seinem Hauptschüler bsTan-‘dzin nor-bu von Yol-mo30 weitere Pläne für die Entwicklung des Klosters an.
Der große Fünfte Dalai Lama erhielt im Jahr seiner Geburt 1617 eine Langlebens-Ermächtigung von Ngag-gi dbang-po. Als er heranwuchs, sollte er die volle Serie tantrischer Ermächtigungen der Tradition der Nördlichen Schätze erhalten (von denen er einige in mystischen Visionen31 direkt vom verstorbenen Meister bKra-shis stobs-rgyal erhalten haben soll) sowie die unverfälschten Lehren seiner eigenen (dGe-lugs-pa) und anderer Schulen. Der Große Fünfte bewunderte und verehrte Ngag-gi dbang-po und verfasste seine Biographie.
Ngag-gi dbang-po verstarb 1639.
Zwei Jahre später wurde Blo-bzang padma ‘phrin-las (1641-1718) in Mon-mkhar rnam-sras-gling als Sohn von Karma phun-tshogs dbang-rgyal aus dem Bya-nag Clan geboren. Seine Geburt war begleitet von ungewöhnlich zahlreichen glücksverheißenden Vorzeichen, und so wurde der Junge bald als der vierte in der Linie des mahavidyadhara erkannt. Im Alter von sechs Jahren wurde er in rDo-rje-brag inthronisiert durch seinen früheren Schüler bsTan-dzin nor-bu von Yol-mo. Padma phrin-las wurde daraufhin Schüler des Fünften Dalai Lama, von dem er sowohl sramanera- als auch die bhiksu-Gelübde erhielt.
Padma phrin-las studierte intensiv unter einigen der bedeutendsten Lehrer seiner Zeit32 und erhielt die Ermächtigungen und Kommentare zu zahlreichen tantrischen Lehren sowohl der alten als auch der neuen Schulen, die er in ausgedehnten Phasen der Zurückziehung in die Praxis umsetzte, nicht nur im Kloster rDo-rje-brag, sondern auch an den Kraftorten in sGrags yang-rdzong und Chu-bo-ri, die von Padmasambhava gesegnet worden waren. Dank seiner großen Gelehrsamkeit und Einsicht war er fähig, die Lehren seiner eigenen Inkarnationslinie, der Schule der Nördlichen Schätze von rDo-rje-brag, zu überarbeiten und im großen Stil zu erweitern. Zunächst trug er alle Lehren zusammen, die in den drei Linien der Übertragung der ursprünglichen gter ston (die Mutter-, Sohn- und Schüler-Linien) überliefert worden waren, um sie dann in einer einzigen Linie zusammenzufassen. Er verfasste zahlreiche neue Abhandlungen und arbeitete ausgiebig daran, die Ritualtexte der Byang-gter in der korrekten liturgischen Reihenfolge anzuordnen, wobei er die Originaltexte durch zusätzliche Passagen – soweit notwendig – ergänzte. Als er dergleichen Irrtümer berichtigte, die im Zusammenhang mit der Übertragung aufgetreten waren, führte er in 13 Bänden seines Werkes frühere Traditionen ritueller Aktivität wieder ein, die verlorengegangen oder durcheinander gebracht worden waren, wie die korrekten Systeme des Chantens, das Errichten eines mandala, die Herstellung des bali für die Opferung usw.
Abgesehen von der großen Bedeutung, die seinen Bemühungen für Byang-gter zugemessen wird, ist Kun-mkhyen padma ‘phrin-las auch berühmt für seine Rolle in der Übertragungslinie von mDo dgongs pa ‘dus pa, der herausragenden Schrift des anuyoga. Auf Drängen seines Lehrers, des Fünften Dalai Lama, hin verfasste er das ‘Dus pa mdo’i dbang chog dkyil ‘khor rgya mtsho’i ‘jug ngogs und gewährte die Ermächtigung des sutra bei zahlreichen Gelegenheiten. Er gab auch die vollständigen Belehrungen und Ermächtigungen zum Kalacakra-Tantra und die Ermächtigungen des mahayoga. Unter seinen Schülern waren sowohl O-rgyen gter-bdag gling-pa als auch Lo-chen dharma-sri.33
Rig-‘dzin chen-po padma phrin-las wurde 1718 getötet bei der Invasion der Dzungar Mongolen, fanatischen Beschützern der dGe-lugs-pa, die das Kloster von Thub-bstan rdo-rje-brag dem Erdboden gleichmachten.34
Die fünfte Inkarnation von Rig-‘dzin rgod-ldem war bsKal-bzang padma dbang-phyug (1720-1770), geboren in Nyag-rong lcags-mdud im Distrikt sPo-‘bor-sgang (Bu-bor-sgang) im südöstlichen Tibet in einer Familie, die für sich in Anspruch nahm, auf die alte lHa-Dynastie der tibetischen Könige zurückzugehen. Nach seiner Inthronisierung als rDo-rje-brag rig’dzin III. reparierte er sorgfältig den gesamten Schaden an seinem Kloster, das – einmal wieder instand gesetzt – für die folgenden 200 Jahre zu einem bedeutenden Zentrum der rNying-ma Tradition werden sollte. Seine eigenen visionären Lehren (dag snang) beinhalten den bKa’ ‘dus chos kyi rgya mtsho und die Padma drag po-Meditationen auf den guru in seinem zornvollen Aspekt. Episoden aus diesen Visionen wurden in heiligen Tänzen in Szene gesetzt als Teil der Neujahrsfeierlichkeiten im ersten Monat jedes Jahres.
Nach ihm kam Khams-gsum zl-gnon (Kun-bzang ‘gyur-med lhun-grub rdo-rje, die sechste Inkarnation und rDo-rje-brag rig-‘dzin IV.), geboren in gSer-tog in der Region Dar-rtse-mdo.35 Er gründete ein Kloster mit dem Namen sGar grwa-tshang in Dar-rtse-mdo als Zweigstelle des rDo-rje-brag Klosters (rDor-brag-smad). Diese östlichste Einrichtung der Byang-gter-Tradition wurde das Familienkloster der lCags-la Herrscher von Dar-rtse-mdo. Er erhielt außerdem in einer reinen Vision eine besondere Langlebenspraxis, die von Kong-sprul blo-gros mtha’-yas in den Rin chen gter mdzod aufgenommen wurde.
Die folgende Inkarnation war Ngag-dbang ‘jam-dpal mi-‘gyur lhun-grub rdo-rje (rDo-rje-brag rig-‘dzin V., 1839-1861), der aus rNam-sras-gling in Mon-mkhar kam. Da er unglücklicherweise im jugendlichen Alter von 22 Jahren starb, ist von seinen Errungenschaften zu Lebzeiten nur wenig überliefert .
Der sechste Mahavidyadhara von rDo-rje-brag war sKal-bzang padma dbang-rgyal bdud-‘dul rdo-rje, geboren im oberen La-yag in lHo-brag. Berühmt für seine Begabung für zornvolle tantrische Rituale soll er die einrückende Gurkha-Armee mittels seiner okkulten Macht zurückgedrängt haben. Für diesen Dienst an seinem Land wurde er von der Regierung ausgezeichnet mit dem Titel Hu thug thu. Auch er starb jung.
Thub-bstan chos-dbang mnyam-nyid rdo-rje, die neunte Inkarnation von Rig-‘dzin rgod-ldem, wurde im fünften Monat des Holzaffen Jahres (1884) in Ra-mo-che rgyal-gdong nahe Lhasa geboren. Sein Vater war bSod-nams stobs-rgyal und seine Mutter Tshe-gcig-sgrol-ma. Er erhielt seine ersten Gelübde im Alter von zwei Jahren vom Dalai Lama XIII., der ihm auch seinen Namen gab. Im Alter von drei Jahren wurde er erkannt und nach rDo-rje-brag gebracht, um dort inthronisiert zu werden. Nachdem er die gesamten Linien-Belehrungen der Schule der Nördlichen Schätze von den Meistern ‘Jigs-med rgyal-ba’i-myu-gu und Yongs-‘dzin skal-bzang tshul-khrims erhalten hatte, war er im Jahr der Eisenratte (1900) imstande, seinen ersten Lehrer, den dreizehnten Dalai Lama, als Gast in rDo-rje-brag zu empfangen. Fünf Jahre später nahm er seine letzten Gelübde in Yar-‘brog brag-ra von dem Lehrer Kun-bzang padma ‘gro-‘dul rdo-rje. 1911 stellte er die Struktur des rDo-rje-brag Klosters wieder her, und 1916 richtete er ein neues Retreatzentrum für das Kloster ein mit Namen Shel-brag ri-bo lho-nub. Als er von dem lCags-la Prinzen eingeladen wurde, Dar-rtse-mdo zu besuchen, unternahm Thub-bstan mnyam-nyid rdo-rje ausgedehnte Reisen in Khams, wobei er viele der Byang-gter Klöster besuchte und einen großen stupa errichtete. Er verstarb im Jahr des Wasseraffen, 1932.
Der gegenwärtige Amtsinhaber (rDo-rje-brag rig-‘dzin VIII.) ist Thub-bstan ‘jig-med rnam-grol rgya-mtsho, der 1936 in Lhasa geboren wurde. Anerkannt als die zehnte Inkarnation des gter ston, in Tibet durch die kommunistischen Chinesen blieb rNam-grol rgya-mtsho in Tibet, wo er in jüngerer Zeit am Wiederaufbau seines Klosters arbeitete, das während der Kulturrevolution fast vollständig zerstört worden war.36 wurde er von Ra sgreng Rinpoche, dem Regenten nach dem Dreizehnten Dalai Lama, als Mönch ordiniert. Er studierte die Byang-gter Tradition mit ‘Go-tsha mkhan-chen Theg-mchog bstan-‘dzin, einem Schüler seines Vorgängers, und wurde außerdem unterrichtet von mKhan Rinpoche, von sMin-grol-gling und von bDud-‘joms Rinpoche. Trotz der Machtübernahme.
ANHANG
Fünf Inkarnationen die die Nördlichen Schätze in Yol-mo, Nepal, aufrechterhielten
Yol-mo-ba sprul-sku I.
sNgags-‘chang Sakya bzang-po
(15. Jahrhundert)
Als eine Inkarnation von ‘Gos Padma gung-btsan, dem großen Dharma-Minister von König Khri srong-ldeu-btsan, wurde Sakya bzang-po im südlichen La-stod in Gram-pa-ljongs (Gram-so-rdzong) in eine Familie von tantrischen Linienhaltern hineingeboren. Indem er mit vielen der großen Dharmameister seiner Zeit studierte so wie Nam-mkha’ dpal-ldan von Kong-po, Nam-mkha rgyal-mtshan, Sangs-rgyas bstan-pa (Onkel des gter ston Rig-dzin rgod-ldem), O-rgyan dpal-bzang von gTsang und Padma gling-pa, lernte er die Lehren sowohl der alten als auch der neuen Schulen. Er erhielt unzählige Übertragungen und besaß so umfangreiches Wissen sowohl über bka’ ma als auch über gter ma. Er meditierte im Ri-bo dpal-‘bar, Sitz der Byang-gter Tradition, und seine Praxis war in jeder Hinsicht von Erfolg gekrönt.
Als er in „der Mauer aus Schnee“ (gangs kyi ra-ba) zum Süden von Gung-thang hin Avalokitesvara-Unterweisungen entdeckte, durchstieß er die Mauer und öffnete das „verborgene Land“ von Yol-mo, eines der sieben Verborgenen Länder (sbas yul), die als hervorragend geeignet für meditative Zurückziehung angesehen werden, einen Ort, an dem der Dharma blühen wird nach seinem Verschwinden in Tibet.
Während seines Aufenthalts im bSam-yas Kloster im Jahr des Wasseraffen (1452) erhielt er Weissagungen von den dakinis und entnahm aus dem Inneren des roten stupa von bSam-yas gter chos, den Zhig gsos lung bstan gyi shog ril und einen weiteren betreffend den Bya-rung kha-shor stupastupa verbarg. Später entdeckte Dakya bzang-po in Lhasa einige der größten Werke von Srong-btsan sgam-po. Mit den Segnungen und der Unterstützung von Kun-dga’ grags-pa von Kong-po, Padma gling-pa und Kun-dga’ rin-chen ging Sakya bzang-po dann auf eine Pilgerreise zu den heiligen Plätzen des Kathmandu-Tales, wo er den Bya-rung kha-shor stupa in Boudhanatha restaurierte und so ein Gelübde erfüllte, das er in seiner früheren Inkarnation als ‘Gos Padma gung-btsan in Gegenwart Padmasambhavas gemacht hatte. In Nepal soll er heilige Reliquien des frühen nepalesischen Königs ‘Od-zer go-cha entdeckt haben. Außerdem überwachte er eine größere Restaurierung des großen stupa in Svayambhunath, in welchem von gTsang-smyon (dem verrückten yogin von gTsang) Sangs-rgyas rgyal-mtshan (1452-1507) ein cakra37 in Boudhanatha in Nepal. Der letztere Text wurde bereits Jahrhunderte zuvor von Lha-btsun sngon-mo entdeckt, der eine Abschrift davon wieder im roten und eine Spitze oben auf dem Bauwerk angebracht wurden. Das Datum dieser Reparatur unter der Schirmherrschaft von König Ratna Malla von Nepal und seinem Minister ‘Dza’-drag wird mit 1504 angegeben, genau drei Jahre vor Sangs-rgyas rgyal-mtshans Tod.
sNgags-‘chang Sakya bzang-po übertrug den Brüdern mNga-ris pa-chen und Legs-ldan rdo-rje, die beide seine Schüler waren, die vollständigen Lehren der Nördlichen Schätze und war so ein wesentliches Verbindungsglied in der Byang-gter Übertragung. Alle Menschen von mNga-ris und Gung-thang hatten großen Nutzen von seinen erleuchteten Aktivitäten.
Einer Weissagung folgend, die ihm von mChog-ldan mgon-po gemacht worden war, kehrte Sakya bzang-po nach Yol-mo zurück, wo er das erste Kloster in der Region gründete und förderte, Cuda (Kopfschmuck) in Padma’i tshal.
Yol-mo-ba sprul-sku II.
Nam-mkha’ brgya-byin
(16. Jahrhundert)
Alles, was man von Nam-mkha’ brgya-byin weiß, ist, dass er in Lho-brag geboren wurde als 14. Nachkomme von mNga’-bdag nyang rin-po-che, und dass er einen Schüler mit Namen O-rgyan don-grub von Nyang hatte.
Yol-mo-ba sprul-sku III.
bsTan-‘dzin nor-bu aka sTobs-ldan shugs-‘chang-rtsal
(1589-1644)
bsTan-‘dzin nor-bu, die dritte Inkarnation von sNgags-chang Sakya bzang-po, wurde in Kong-po in Klu-lnga rgyal-grong geboren. Er war der Sohn von Rig-‘dzin phrin-las dbang-phyug und der Edelfrau Kun-bzang dbang-mo. Schon in sehr jungen Jahren erinnerte er sich an seine früheren Inkarnationen, zeigte bemerkenswerte Fähigkeiten und hatte inspirierte Visionen. Er wurde von seinem früheren Schüler O-rgyan don-grub erkannt, der daraufhin sein Lehrer wurde. Als er die Laiengelübde bei Zhwa-dmar Karmapa Chos-kyi dban-phyug nahm, bekam er den Namen Karma thub-bstan snying-po rnam-par-rgyal-ba’i-sde. Er stützte sich auf Meister der Karma-‘brug-pa Schule und Lo-chen ‘Gyur-med bde-chen. Nachdem er seine Studien in Nyin-gling abgeschlossen hatte, wurde er vom Herrscher von Yam-bu ins Königreich Nepal eingeladen. Dort segnete und restaurierte er nochmals den großen stupa von Bya-rung kha-shor, so, wie er es auch in einem früheren Leben getan hatte. Als er in Ngam-ring Dharma-Belehrungen gab, wurde er vom Prinzen von gTsang ausgezeichnet und verehrt.
Sein Hauptsitz war das Kloster von gCung ri-bo-che im westlichen gTsang, das von Thang-ston rgyal-po gegründet worden war. Von dieser Zeit an wurde in diesem Kloster die Übertragung der Belehrungslinie von bsTan-‘dzin nor-bus jüngerem Bruder, Phyag-rdor nor-bu, fortgesetzt.
In sMan-thang traf er Rig-‘dzin ngag-gi dbang-po, der ihn als Linienhalter der Byang-gter Tradition einsetzte und seinen Geist von allem weltlichen Theoretisieren klärte. Daraufhin wurde bsTan-‘dzin nor-bu der Hauptschüler („Herzenssohn“) von Ngag-gi dbang-po. Als er nach Mang-yul weiterzog, richtete er in Ri-bo dpal-‘bar eine Stätte der Zurückziehung ein.38 Er versenkte sich in tiefe Meditation und erhielt reine Visionen und Weissagungen, die ihn befähigten, weitere in rGyang yon-po-lung verborgene Schätze zu entnehmen, dem Platz, an dem der ursprüngliche Schlüssel zu den Byang-gter geoffenbart worden war. Nach bsTan-‘dzin nor-bus Rückkehr in die zentrale Provinz betraute ihn sein Meister Ngag-gi dbang-po mit der Aufsicht über das rDo-rje-brag Kloster.
Später erhielt Yol-mo sprul-sku bsTan-‘dzin nor-bu in der Tara-Höhle in rTa-nag gter ma Belehrungen von den Dakinis in reinen Visionen, aber er erreichte sein Lebensende, ohne dass sich die geeigneten Umstände für das Enthüllen dieser Schätze ergeben hätten. Seine gesammelten Belehrungen (gsung thor bu) füllen einen Band.
Yol-mo-ba sprul-sku IV.
Zil-gnon dgang-rgyal rdo-rje
(1647-??)
Ein Schüler des mNga-ris gter-ston Zla-ba rgyal-mtshan,39 auch bekannt als Padma gar-dbang-rtsal oder Gar-dbang rdo-rje (1640-1685). Unter den zahlreichen gter ma, die von ihm entdeckt worden waren, war auch der bedeutende Vajrakila-Zyklus, der als sPu-gri reg-gcod bekannt ist. Zil-gnon dbang-rgyal rdo-rje war außerdem Autor einer Reihe von kleineren Werken (thor bu), die später von seinen Schülern zusammengestellt und als eine einbändige Sammlung (gsung thor bu) überliefert worden sind. Ein Band seiner „autobiographischen Erinnerungen“ (rnam thar dang bka’ ‘bum) wurde ebenfalls in der Bibliothek des dGon-pa-byan sprul-sku aufbewahrt. Dieser schließt fünf umfangreiche biographische Texte ein, in welchen er seine vielfältigen visionären Erfahrungen und dharma-Aktivitäten schildert, aus welchen wir in der Zukunft – so bleibt zu hoffen – mehr über diesen Meister erfahren.
Unter seinen Schülern war der amtierende Thronfolger (zhabs drung) von rDo-dmar, Mi-‘gyur rdo-rje von gNya’-lam, geboren 1675. Er war ein berühmter Meister der Nördlichen Schätze. 63 seiner Texte sind erhalten.
Yol-mo-ba sprul-sku V.
‘Phrin-las bdud-‘joms aka Karma bdud-‘joms
(1725-1789)
sNgags ‘chang Nyi-ma seng-ge (1687-1738) aus der Gegend von sKyid-grong in Tibet gründete einen Tempel im Dorf Tarkhyeghyang in Yol-mo in der Zeit um das Jahr 1723 und von da an war seine Familienlinie von bsTan-gnyis gling-pa die Haupt-Vater-Sohn-Linie, die die Lamas jenes Tempels hervorgebracht hat. Demgemäß wurde nach dem Tod von Nyi-ma seng-ge 1738/39 sein Sohn ‘Phrin-las bdud-‘joms der Hauptlama des Tarkhyeghyang Tempels. Zuerst brachte seine Mutter ‘Phrin-las bdud-‘joms das Lesen bei, als dieser acht Jahre alt war. Sie entstammte einer tantrischen Linie aus Brag-‘dkar rta-so in Süd-Tibet. Sein Vater, snags ‘chang Nyi-ma seng-ge,unterrichtete ihn ebenfalls.
‘Phrin-las bdud-‘joms studierte unter vier Lamas der spirituellen Linie der rDo-dmar-pa,40 die als die „spirituellen Brüder“ (sku mchad) bezeichnet werden: Padma rdo-rje (der Hauptlama der Linie), Padma gsang-sngags bstan-‘dzin, ‘Gyur-med o-rgyan gsang-snags bstan-‘dzin und Tshe-dbang nor-bu (1698-1755).41 Von diesen Vieren war sein Hauptlehrer rDo-dmar-pa rig-‘dzin chen-po Padma rdo-rje. Als Kind nahm ‘Phrin-las bdud-‘joms die Laienordination (dge bsnyen) bei seinem Lama in Byams-sprin, nordwestlich von sKyid-grong und bekam den Namen Rig-‘dzin ‘Phrin-las bdud-‘joms.
Wie sein Vater unternahm auch ‘Phrin-las bdud-‘joms ausgedehnte Reisen zwischen Yol-mo, Südtibet und dem Kathmandu-Tal. Er schrieb zwei Kommentare zu den Praktiken des Byang-gter phur-pa und ordnete die Reihenfolge ihrer Rituale.42 Er war außerdem der Hauptlama von gNas-shar-le’u-dgon sowie von rDzong-dkar am nördlichen Ende des Tales. Er hielt sich gerade an diesem letzteren Ort auf, als die Nepalesen 1788 in die Region einrückten. Tarkhyeghyang war ganz offensichtlich die ärmste der drei dgon pa. Er war verheiratet mit der Tochter des Hauptlama von Brag-dkar rta-so, von wo seine Mutter kam, und später in seinem Leben wurde auch er Hauptlama dieser dgon pa. Unter seinen Schülern war Mi-pham chos-kyi dbang-phyug (geb. 1775), der sprul sku von Brag-dkar rta-so, der eine Biographie von Tshe-dbang nor-bu verfasste und eine Reihe von Texten, die sich mit den Praktiken der Nördlichen Schätze befassen, und außerdem Tshe-dbang ‘chi-med mgon-po (1755-1807), der Schreiber von ‘Phrin-las bdud-‘joms (im Wesentlichen Auto-) Biographie. Diese Biographie wurde später erweitert durch einen seiner Söhne, der sich in der dgon pa von Brag-dkar rta-so niederließ. Ein anderer von ‘Phrin-las bdud-‘joms Söhnen wurde am Ort als die Reinkarnation seines oben erwähnten Lehrers Tshe-dbang nor-bu angesehen. Auf seinem Totenbett sandte er zwei seiner Söhne zurück zur dgon pa von Brag-dkar rta-so, der Heimat ihrer Mutter, und dort schrieb einer von ihnen die Biographie später zu Ende.
Aus dieser Biographie erfahren wir, dass ‘Phrin-las bdud-‘joms sich mit großem Einsatz um seinen Familientempel kümmerte, die dgon pa von Tarkhyeghyang. 1770 restaurierte er die Bausubstanz des Gebäudes und war offensichtlich sehr besorgt über die laxe Moral seiner Bewohner, wie seine Bemerkung zeigt, der Tempel sei zur „Straße für alle Wesen“ geworden, und bezeichnete ihn als eine „leeres Schneckengehäuse“. Er stellte fest, dass die religiösen Verpflichtungen und die Regeln des Tempels nicht umgesetzt würden und dass die älteren religiösen Würdenträger Frauen nähmen. Er bedauerte außerdem, ratlos zu sein, wie er die Dinge in Ordnung bringen sollte, da der Lebensstil seiner Umgebung weder der von Laien noch der von religiösen Männern sei. Zwar gab er auf seinem Totenbett seinen Söhnen Anweisung, den Niedergang des Sitzes der bsTan-gnyis gling-pa Linie nicht zuzulassen: Dennoch ist es offensichtlich, dass er von zweien seiner Söhne erwartete, dass sie nach Brag-dkar rta-so und gNas-shar-le’u-dgon in Tibet gingen und nicht weiter in Yol-mo bleiben sollten.
Die spirituelle Nachfolge im Familientempel in Yol-mo ergab sich allem Anschein nach durch den (die) Söhn(e) einer zweiten Ehefrau von ‘Phrin-las bdud-‘joms, die er in Byams-sprin geheiratet hatte. Diese zweite Frau entstammte der rDo-dmar-pa Linie.
‘Phrin-las bdud-‘joms betrachtete sich selbst als Tibeter und bezeichnet die Nepalesen als mon pa. Er pflegte regelmäßig Beziehungen zu den Tibetern, den Newars und schließlich zu den Gurkha- Königreichen. Seine Biographie ist bislang das einzige schriftliche Zeugnis für einen Lama, der aus Yol-mo stammte. Die Nachfolge des Yol-mo sprul-sku endete mit ‘Phrin-las bdud-‘joms, und es gibt keine schriftlichen Belege aus der Region für den Fortbestand der spirituellen Linie nach seinem Sohn.
1792, drei Jahre nach dem Tod von ‘Phrin-las bdud-‘joms fielen die Chinesen, aus sKyid-grong kommend, in Nepal ein und legten Vertragsbedingungen fest.
Von da an bis zur erfolgreichen Rückeroberung der sKyid-gron und gNya’-lam Gebiete durch die Gurkhas unter den Ranas um 1855 waren diese entlegenen Bezirke in der Region nördlich des Kathmandu Tales und südlich der Pässe zum heutigen Tibet sämtlich, so sie nicht innerhalb des tibetischen Einflussbereiches lagen, dann der unmittelbaren Kontrolle der Nepalesen entzogen.
Yol-mo Bibliographie:
Graham Clarke, „A Helambu History“, Journal of the Nepal Research Centre IV (1980) 7.
Eine moderne ethnographische Darstellung des Lebens in dieser Region findet sich in: Graham Clarke, „Lama and Tamang in Yolmo.“ In: M. Aris & A.S. Suu Kyi (eds.), Tibetan Studies in Honour of Hugh Richardson, Warminster, 1980, pp. 79-86.
Graham Clarke, „The Great and Little Traditions in the study of Yolmo, Nepal.“ In: Ernst Steinkellner & Helmut Tauscher (eds.), Contributions on Tibetan Language, History and Culture. Proceedings of the Csoma de Koros Symposium held at Velm-Vienna, 1981.Vol. 1 pp.21ff.
Yol-mo und seine Tempel werden beschrieben bei C.Jest, Monuments of Northern Nepal (UNESCO, 1981) 80-90.
1 Eine >frühere Version dieses Textes wurde veröffentlicht als erstes Kapitel in „The Cult of the Deity Vajrakila“, Tring, 1993.
2 Der fünfte Dalai Lama listet die vorangegangenen Inkarnationen der Byang-gter gter ston in Indien und Nepal auf wie folgt: (1) Samantabhadra, der dharmakaya, (2) Vajrasattva, der sambhogakaya, (3) Vajragarbha, der nirmanakaya, der alle Lehren des esoterischen Buddhismus zusammenstellte, (4) Khye’u-chung she-la rog-po, (5) rGyal-sras deva bzang-skyong, (6) Byang-sems ye-shes snying-po, (7) bKa’i-sdud-po Nam-mkha’i mdog-can (auch bekannt als Vajragarbha II), (8) sKye-rgu’i bdag-mo, (9) mKha-‘gro bde-ldan-ma, (10) mKha-‘gro rig-byed bde-ma, (11) Yid-byin (sbyin) dpal, (12) der Dharmaminister (chos kyi blon po) Blo-gros-mchog, (13) Byang-sems nam-mkha’i snying-po, (14) Sems-dpa’ chen-po nor-bu ‘dzin-pa, (15) Bde-ba’i rdo-rje, (16) Drag-po gtum-po, (17) Sakyamitra, (18) der bhiksu Zhi-ba’i snying-po, (19) lha-lcam Mandarava (Yid-‘dzin lha-mo), (20) der Bierverkäufer Vinasa, (21) der Dharmaminister Ye-shes-gsal, (22) bTsunmo ‘od-‘chang-ma, (23) bDe-ba’i ‘byung-gnas, (24) die dakini Gar-gyi dbang-phyug (Nartesvari), (25) die dakini Susati (bDe-‘byung II), (26) Ded-dpon ka-kha-‘dzin und (27) der Nepalese Jinamitra.
3 Las can dag pa’i ‘khorlnga, „der glückliche Kreis der fünf“, bestand aus sNa-nam rdo-rje bdud-‘joms, König Khri Srong-lde’u-btsan, dessen Sohn Prinz Mu-khri btsan-po, Nam-mkha’i snying-po und der Edelfrau Ye-shes mtsho-rgyal.
4 Dieser Ort liegt innerhalb der Myriarchie (khri skor) von Byang, einer der 13 Myriarchien Zentraltibets während der Mongolischen Epoche (Yuan dynasty). Es ist Teil der Region La-stod (westliches gTsang), deren Hauptstadt Ngam-ring ist.
5 Dies ist einer der zwölf Tempel, die Srong-btsan sgam-po erbauen ließ, um die Dämonin von Tibet zu unterwerfen und zu bändigen. Man sagt, er drücke auf ihre linke Hüfte.
6 Weitere ausführliche, mittlere und kurze Texte hatten folgende Titel: sNying byang rgyas pa gnad kyi them bu, ‘Bring po thugs rje’i ‘od zer und bsDus pa thugs rje’i lcags kyu. Bei diesen fanden sich auch der Phyir zlog ‘khor lo ‘bar ba, der Zhal chems thugs kyi thig pa, der Kha byang gter gyi bang mdzod und der Lam byang gsal ba’i sgron me.
7 Ein Vinaya-Meister, der bei der Ordination von rn-chen ‘byung-gnas beteiligt war. G. Roerich, The Blue Annals 634.
8 Das Königreich von Gung-thang liegt im Südwesten von Byang. Seine Hauptstadt ist rDzong-dkar, das am Ende des Trisul-gandaki Flusstales liegt. Zwischen dieser Region und dem See sPa-gu verläuft der berühmte Gung-thang Pass, über welchen Padmasambhava nach Tibet reiste und es schließlich wieder verließ. bKra-shis-lde regierte von 1352 bis 1365. Sein Sohn, Phun-tshogs-lde herrschte von 1365 bis 1370 (siehe unten, Anmerkung 10). mChog-grub-lde regierte von 1370 bis 1396.
9 Die Geburt des Buddha stand im Zeichen dieser glückverheißenden Konstellation. Buddhacarita I.9, II.36.
10 Khri Phun-tshogs-lde, zu jener Zeit König von Gung-thang, war dem gter ston Rig-‘dzin rgod-ldem gegenüber nicht wohlgesonnen und die Opfergaben, die er darbrachte, waren entsprechend mager. Rig-‘dzin rgod-ldem entnahm deshalb jene Schriftrollen, die der königlichen Linie Schutz gewähren sollten und verbarg sie wieder in Ri-bo dpal-‘bar. Später wurden sie dem ältesten Sohn des Königs, mChogs-grub-lde, zurückgegeben, zu welchem der gter ston eine hervorragende Beziehung hatte. Khri Phun-tshogs-lde wurde 1370 ermordet.
11 Die beiden, die vor dem Eingang zurückgelassen wurden, waren rDo-rje mgon-po und Sangs-rgyas bstan-pa (siehe unten, Anmerkung 15). Die Höhle ist seitdem unter dem Namen Lha’i-sked-tshal, Freudenhain der Götter, bekannt.
12 Bekannt als die „Drei Wurzeln“ tantrischer Praxis.
13 In Padmasambhavas eigenen Worten: „Dieser Schatz enthält einen kila von der Länge meiner gespreizten Hand, vom Schmied dPal-rtsegs aus Mon aus Eisen geschmiedet. Er wurde als karmakilakila trägt den Namen Srid gsum dbud dul (Einer, der die Dämonen in den Drei Welten kontrolliert), und seine Aktivität besteht darin, alle Behinderungen durch Dämonen zu bezwingen. Außerdem ist ein kila dabei, welcher die Segnungen von Krodha-Manjusri (Yamantaka) besitzt und von chinesischen Experten aus schwarzem Rosenholz geschnitzt wurde. Seine Länge entspricht acht meiner Fingerbreiten und er ist für den Gebrauch bei der Meditation gedacht. Der Name dieses kila ist Bar ba mchog (Höchstes Strahlen), und jeder, der ihn fortwährend hält, der wird sehr schnell das Antlitz der Gottheit Vajrakumara sehen. Schließlich gibt es noch einen weiteren kila, der von einem indischen Experten aus fünf verschiedenen Arten von Eisen hergestellt wurde. Er hat die Länge von fünf meiner Fingerbreiten und trägt den Namen Sras mchog nyi ma (Sonnenschein des Höchsten Sohnes). Seine Aktivität ist von der Art, dass die Familienlinie seines Halters über viele Generationen hin fortbestehen wird.“ A33, 239-240. geweiht und somit wird schon allein dadurch, dass man ihn drohend in der Luft herumschwingt, jegliches Unheil durch Feinde und Behinderer sofort abgewehrt. Dieser
14 Keine meiner Quellen zählt irgendwelche Bon-po Lehren zu seinen Entdeckungen, sofern auf solche nicht hingewiesen wird mit den Worten: „mDos…und weitere upadesa“. Jedoch sind sowohl Ramon Prats als auch Tulku Thondup der Ansicht, dass rGod-ldem-can von den Bon-po als gter stonR. Prats, „Some Preliminary Considerations Arising from a Biographical Study of the Early gter ston“, 259. Tulku Thondup, Buddha Mind 110. verehrt wird (Prats nennt ihn dPon-gsas khyung-thog), aber keiner von beiden macht konkrete Angaben zu den Enthüllungen, die ihm zugeschrieben werden.
15 Gemäß Dalai Lama V. übertrug Rig-‘dzin rgod-ldem seinem Sohn rNam-rgyal mgon-po 32 dieser Lehren in Form von Belehrungen und Ermächtigungen. 15 übertrug er rDo-rje mgon-po und vier seinem Onkel Sangs-rgyas bstan-pa (aka Bla-ma do-pa-ba) vier. Beide waren persönlich dabei, als die Schätze enthüllt wurden. Weitere vier Lehren übertrug er seinem Onkel Sangs-gyas byams-bzang und sieben seinem Neffen rDo-rje dpal-ba. Nam-mkha’ grags-pa und bDe-legs rgyal-mtshan erhielten jeder drei Lehren. Andere Empfänger der ursprünglichen Lehren waren Nam-mkha’ bsod-nams, Sangs-rgyas dpon-chen, Don-grub dpal-bzang, mGon-po bzang-po und Ye-shes mkha’-‘gro sowie sGrub-pa-mo (Ehefrau des Gouverneurs von Lho-‘brag), die Könige Phun-tshogs-lde und mChog-grub-lde (Herrscher von Gung-thang), Thugs-rje rgyal-mtshan (der Lehrer aus Se, wo ein bedeutender Zweig der Byang-gter Tradition entstand), Nyi-ma bzang-po (der jugendliche Verfasser von rGod-ldems Biographie, der mit dem gter ston dessen letzte zehn Lebensjahre verbracht hatte) und – natürlich – Rig-‘dzin rgod-ldems Ehefrau, deren Person die Biographie seltsamerweise unerwähnt läßt.
sTag-lung-rtse-sprul Rinpoche spricht von „acht Söhnen, acht Frauen und drei Schülern“. „A Brief History of rDo-rje-brag Monastery“, S. 5.
16 Die Biographie von Rig-‘dzin rgod-ldem erwähnt nur zwei sbas yul: ‘Bras-mo-gzhong und sKyid-mo-lung. Dalai Lama V. jedoch zeigt, dass der gter ston Führer zu den folgenden sieben verborgenen Ländern besaß: ‘Bras-mo-gzhong, bde-ldan sKyid-mo-lung, sbas-pa Padma’i tshal, rol-pa mKha-‘gro-gling, rgyal-gyi mKhan-pa-lung, Lha’i pho-brang-sdings und Gro-mo-khud sowie die Schlüsssel zu Yol-mo-gangs, Bu-le-gangs, ‘Bras-mo-khud und rTag-so gangs-ra. Johan Reinhard zählt in seinem Artikel „Khembalung, the hidden valley“ die sieben verborgenen Länder auf wie folgt: Khumbu, Helambu, Rongshar, Lapchi, Dolpo, Nubri und Sikkim. Leider ist es nicht möglich, diese beiden Listen genau in Übereinstimmung zu bringen. Im Hinblick auf Helambu, vergleiche den Anhang zu Yol-mo in der vorliegenden Arbeit. Im Hinblick auf Sikkim, vergleiche. die folgende Anmerkung unten.
17 Vgl. mein „Pilgrim’s Guide to the Hidden Land of Sikkim“, Bulletin of Tibetology, 2003.
18 Siehe oben Anmerkung 8.
19 Siehe oben Anmerkung 13.
20 Gong khug bezeichnet entweder einen kleinen Beutel, der um den Hals oder in der Brusttasche des Hemdes etc. getragen wird. In jedem Fall ist die Gong khug ma das, was von Padmasambhava stets dicht am Herzen getragen wurde. Im gSol ‘debs bar chad lam sel findet sich ein Hinweis, das es sich bei dem hier erwähnten Gegenstand womöglich um einen Ritual-kila handeln könnte. Padmasambhava wird hier beschrieben wie folgt: Er trägt einen kila aus Glockenmetall in seiner rechten Hand (mit welchem die mara und rakshasa unterworfen werden), einen kila aus khadira-Holz in seiner linken Hand (mit welchem die hingebungsvollen Schüler beschützt werden) und um den Hals einen eisernen kila, der untrennbar von der Gottheit ist. – C.R. Lama seinerseits erklärt mit Nachdruck, dass es sich bei der Gong khug ma um einen komprimierten Ritualtext handelt.
21 gLo-bo ist das Königreich Mustang im heutigen Nepal. Bis zum 18. Jahrhundert wurden gLo-bo, Dol-po und Gung-thang sämtlich als Teil des unteren mNga’-ris (mNga’-ris-smad) angesehen. Während der mongolischen Epoche (1240-1368) gehörten möglicherweise La-dvags im Westen, Zhang-zhung in der Zentralregion und Gu-ge sPu-hrang im Süden zu den drei Distrikten von mNga’-ris (mNga’-ris-skor-gsum).
22 Zu Sakya bzang-po vgl. Anhang zu Yol-mo.
23 Thugs rje chen po ‘khor ba dbyings grol (1 Band), Tshe sgrub bdud rtsi ‘khyil pa (1 Band) und Brag po dbu dgu (1 schmaler Band). Diese drei Bände beinhalten Belehrungen zu Avalokitesvara, Manjusri und Vajrapani so wie die Langlebenspraxis, welche ihn befähigte, 113 Jahre zu leben.
24 Eine erhaltene Biographie dieses Lama, der eine Inkarnation sein soll von König Khri Srong-lde’u-btsan und die neunte Inkarnation von rGal-sras lha-rje, findet sich bei: Eva Dargyay, The Rise of Esoteric Buddhism in Tibet, 156-160, NSTB I 805-808, und Masters of the Nyingma Lineage 207-208.
25 Nach bDud-‘joms Rinpoche: „Die gesamte Mönchsgemeinschaft ihres Seminars wurde zum umherziehenden Zeltlager als Ergebnis der Machenschaften des Königs von Zhing-Shag-pa (Tshe-brtan rdo-rje), dem Herrscher von Tsang.“ NSTB I 783. Die durch den König verursachten Unruhen sollen jedoch zu einem Ende gekommen sein, als er durch die kraftvollen magischen Rituale von Byang-bdag bKra-shis stobs-rgyal getötet wurde, dem diese Tat den Titel „Byang-bdag“ (Schützer der Nördlichen Schätze) einbrachte.
26 bsGrigs kyi bka’ yig rdo rje ‘bar ba gzi byin. Er verfasste auch die berühmten sDom gsum rnam nges, in welchen er die gegenseitige Beziehung zwischen den pratimoksa-, den bodhisattva- und den mantra-Gelübden aufzeigt.
27 Bla ma bka’ brgyad yongs ‘dus chos skor.
28 Diese sind der Tshe sgrub sku gsum rig ‘dus, das Karma guru’i chos skor und die Ma rgyud khrag rlung ma (auch unter dem Titel Ma rgyud snying po don gsum bekannt).
29 Rigdzin & Russell nennen eine Zahl von 2.000. Sowohl E. Gene Smith (Among Tibetan Texts) als auch Tarthang Tulku (Crystal Mirror V) beziffern sie auf 200, während Wylie (The Geography of Tibet) und Ferrari & Petech (mKhyen-brtse’s Guide) 400 nennen. Gene Smith und Tarthang Tulku erwähnen außerdem, dass zu jener Zeit drei inkarnierte Lamas im Kloster weilten.
30 Dritte Inkarnation von sngags-‘chang Sakya bzang-po. Siehe Anhang zu Yol-mo.
31 Vergleiche Samten Karmay, Secret Visions 66, 74 usw., auch 34, wo es heißt, dass Padmasambhava selbst dem Fünften Dalai Lama Anweisungen in den Byang-gter gegeben hat.
32 Unter ihnen waren Zur-chen chos-dbyings rang-grol, bKa’-gyur-ba bsod-nams mchog-ldan, Khra-tshang-ba blo-mchog rdo-rje, gTer-chen ‘gyur-med rdo-rje, lHa-btsun nam-mkha’ ‘jigs-med und Se-ston thugs-mchog ‘od-‘bar.
33 Unter seinen Schülern war außerdem der siddha bLo-bzang lha-mchog (1672-1747), der aus Lho-brag gro-bo kam. Er ist berühmt als Entdecker von vier Verborgenen Ländern: Seng-ge-ri, mKhan-pa-ljongs, Long-mo lha-steng und ‘Or-mo lha-sa (wo er den Palast von Yam-shud dmar-po fand). Nach dem tragischen Mord an seinem Lehrer Rig-‘dzin Padma ‘phrin-las um 1718 freute er sich über die Entdeckung von dessen Reinkarnation sKal-bzang padma dbang-phyug. Nach dessen Reinthronisierung in rDo-rje-brag besuchte er ihn dort um 1734 und 1735, um ihn den rDzogs chen thugs rje chen po ‘khor ba dbyings grol zu lehren.
34 Einzelheiten zu dieser unruhigen historischen Periode finden sich auch bei L. Petech, China and Tibet in the Early Eighteenth Century, und bei Snellgrove & Richardson, A Cultural History of Tibet.
35 Die Stadt Dar-rtse-mdo liegt tief in einer Felsschlucht an der Stelle, wo die Flüsse Cheto-chu und Yakra-chu zusammenfließen und den Dardo-Fluss bilden. In früherer Zeit war Dar-rtse-mdo die Hauptstadt des lCags-la Königreiches (eines der fünf unabhängigen Königreiche von Khams) unter der ererbten Machtbefugnis des lCags-la rgyal-po. Gyurme Dorje, Tibet Handbook (2. Ausflage), Bath, 1999, S. 447.
36 Um Photos des kürzlich restaurierten Klosters von rDo-rje-brag zu sehen, klickt man auf GALLERY bei http://www.tbrc.org/.
37 Genaueres über den yogin Sangs-rgyas rgyal-mtshan findet sich bei: E Gene Smith, „The Life of Gtsang smyon Heruka“, Among Tibetan Texts, S. 59-79.
38 Mang-yul ist das weiträumige Gebiet, das das Königreich von Gung-thang einschließt und sich im Westen bis sPu-hrang (mNga’-ris-skor-gsum) erstreckt. Vor dem 18. Jahrhundert war es auch als unteres mNga’-ris (mNga’-ris-smad) bekannt. Der klösterliche Grundbesitz von Ri-bo dpal-‘bar wurde Rig-‘dzin rgod-ldem von Khri mChog-grub-lde vermacht (siehe oben).
39 Einzelheiten zu diesem Lehrer finden sich auch in: Crystal Mirror XI, S. 265-266.
40 Eine dgon pa in der sKyid-grong Region.
41 Zum Leben von Ka-thog rig-‘dzin tshe-dbang nor-bu siehe: Crystal Mirror XI, S. 304-305.
42 In „The Cult of the Deity Vajrakila“ findet sich eine ausführliche Studie seiner Geschichte [B4] in Kapitel IV., The Northern Treasures Tradition.
Übersetzt von Sabine und Jürgen Klein, Hamburg