Meditation über den großen Guru
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Die Vidhayadhara Guru Sadhana (Big Rigdzin)
Padmasambhava,
in den prächtigen Roben eines Tantrikers,
mit Lotus Hut
und Khatvanga-Stab fest unter den Arm geklemmt,
mit der Schädelschale mit befreiendem Elixier
und dem goldenen Vajra, welches alle negativen Kräfte unterdrückt.
Er, der höchste Lehrer, ist die Verkörperung aller Gurus und der Inbegriff der Buddhaschaft. Er umfasst alles je Gelehrte.
So sehen wir ihn mit den acht großen Heruka-Mandalas innerhalb seines Körpers
und einer Schar Emanationen, die ihn umgeben.
Er sitzt, geschmückt mit Seide und Juwelen allerfeinster Qualität,
mit seinen zwei Hauptgefährtinnen,
der edlen Yeshe Tsogyal von Tibet
und Mandarava, Prinzessin von Zahor.
In dieser Form, sitzt der Guru als Linienmeister auf dem Scheitel unserer Köpfe.
Niemals, seit Beginn aller Zeiten, war der transzendente Lotosherr je getrennt
von den Buddhas der drei Zeiten und zehn Richtungen.
Und so ist er bekannt als der See-geborene Vajradhara,
als Herr der fünf Familien,
welcher kunstvoll geschmückt wie folgt dargestellt wird:
mit der ungeheueren Pracht aller juwelengleichen vortrefflichen Ebenen des in höchsten Tönen gelobten Pfades,
vereint mit seiner Weisheits-Gefährtin in einem Zustand glückseliger Einheit.
Das Zusammenhalten von Vajra und Glocke am Herzen steht für vollkommene Harmonie zwischen seiner profunden Einsicht und seinem tief verinnerlichten großen Mitgefühl. In ekstatischer Verzückung trinkt der Vater-Mutter-Guru den Nektar befreienden Elixiers – destilliert aus den Extrakten Samsaras – aus einer menschlichen Schädelschale.
In dieser Form verweilt der Guru in dem hohlem Raum unseres Herzens, als der Lebensodem unseres eigenen inneren Strahlens und unserer Innenschau.
Im Reich der Menschheit zeigte Padmasambhava große Kundigkeit, als gebildeter Mönch einerseits, als gelehrter Laie andererseits. Er erlangte die Meisterschaft in Logik und Phänomenologie und danach alles Wissen, das gewußt werden kann, nachdem er sowohl die heiligen Sutras und die Lehren des Abhidharma in der mönchischen Tradition studiert hatte und sich unter den Bedingungen des Haushälters mit einer Frau zu Hause sich die Mahayanameditation und die sechs Perfektionen zu eigen gemacht hatte. Sowohl im Haushalt als auch im Kloster erfaßte sein scharfer Verstand das Wesentliche der Wirklichkeit. Dies brachte ihn in die Lage, mit großem Geschick Erörterungen vorzubringen und so alle falschen Anschauungen zu beseitigen.
In dieser Form, sitzt der Guru auf dem Sitz des Lehrers und empfängt unseren ergebenen Dienst.
Er machte sich das Erbe des Throns von Indrabhuti zu Eigen und später, nachdem ihm das Königreich von Zahor geschenkt worden war, erschien, als er Prinzessin Mandarava heiratete, Padma in dieser Welt als der Lotus König, rechtmäßiger Gebieter über die Lehre.
Als solcher hält er, das kämpferische große Mitgefühl anzeigend, einen Eisenhaken in der Hand. Er durchdringt damit die Herzen aller Lebewesen und zieht sie zum Dharma, zu einem Verständnis der Wahrheit eines Nicht-Selbst.
Seine Methode war nicht immer friedvoll. Und diejenigen, deren Herzen er fing, haben dieses Verständnis nicht immer begrüßt.
Padma wanderte als asketischer Yogi in der Gesellschaft von Geistern und wilden Tieren umher, nachdem ihn sein Vater Indrabhuti verbannt hatte, in der Wildnis fernab von jedem menschlichen Kontakt zu leben. Während er unter einer Schar von widerspenstigen Friedhofs-Dakinis lebte, meisterte er das geheime Yoga des Anhalten des Atems und brachte die subtilen Winde dazu, innerhalb der Kanäle des Vajra Körpers zu verweilen.
So wurde er bekannt unter dem Namen Nyima Ödzer – Er, der die Sonne bei Ihren Strahlen greift.
Daß der Kathvanga-Stab in der Beuge seines Armes gehalten wird, weist auf seine Kontrolle über das karmische Schicksal hin, die yogischen Fähigkeit, die man auch „die Umwälzung von Sonne, Mond und Sternen“ nennt. Überragt von einem Dreizack, welcher auf den linken, rechten und mittleren Kanal hinweist, offenbaren die drei Schädel auf der Spitze des Stabes seine Errungenschaft der drei Kayas: Der Dharmakaya-Schädel ist makelloser reiner Knochen, weiß und scheinend. Der Sambogakaya-Schädel ist mit verwesendem blauen Fleisch bedeckt, und der Nirmanakaya-Schädel ist noch feucht mit rotem Blut.
Als König zwischen Menschen nimmt er die zentrale Position ein. Glänzend bekleidet in die prächtigen königlichen Roben, mit einem seidenem Turban und goldener juwelenbestückter Krone, in feinen Stiefeln, sitzt er auf einem teuren Thron.
Als nackter Asket zwischen den Kastenlosen am Rand der Gesellschaft ist er nur mit einen Lendenschurz aus Tigerhaut bekleidet, welcher auf seine große angstfreie Energie hinweist. Er ist mit menschlicher Asche und Knochenfragmenten geschmückt, welche seine Meisterschaft über die sechs Perfektionen symbolisieren. Seine Krone der Erleuchtung ist aus fünf grinsenden Schädeln zusammengesetzt, welche die fünf Familien der Buddhaschaft anrufen.
Dabei sitzt er auf einem Kissen, welches aus nicht mehr als einem Haufen getrockneter Blätter besteht, darauf eine Hirschhaut-Matte des grenzenlosen großen Mitgefühls.
Wir sollten darauf vorbereitet sein, dem Guru in jeder Gesellschaftsschicht – vom König bis zum Kastenlosen – begegnen und in jeder Gestalt annehmen zu können.
Es ist unerläßlich, daß wir unseren Guru als den Buddha erkennen – den Löwen der Shakyas persönlich. Mit seinen Mönchsroben und der Bettelschale berührt seine rechte Hand den Boden, um die Erdgöttin anzurufen, Zeugin seiner Wahrheit zu sein. Obgleich er den Weg des Friedens zeigt, erschüttert mit kraftvollem Löwengebrüll der unbestreitbaren Wahrheit seine erleuchtete Rede, welches Entsetzen in den Herzen aller auslöst, mit Ausnahme derer, die Kinder des Löwen sind.
So ist er auch bekannt als Senge Dradok, der Löwen-Brüllende, und nimmt die zornvolle Form von Vajrapani an, des Großen Meisters der Geheimen Wahrheit. Mit seinen langen aufstehenden Haaren, die wie eine wilde struppige Mähne sind, hält er sein unzerstörbares Vajra Zepter hoch und überwirft die falschen Sichtweisen von allen Häretikern.
Geschmückt mit menschlichen Schädeln, weist er auf seine vollständige Entsagung hin. Mit dem Tigerfell, der Menschenhaut und der Elefantenhaut bekleidet, offenbart er seine Kraft, seine Weisheit und sein Mitgefühl.
Während er einst, in Zentral Tibet, Yeshe Tsogyal und anderen, die Ermächtigungen der Meditationsgottheit Vajrakila gewährte, sah der Guru, daß das Königreich von Buthan zur Bekehrung bereit war. Indem er die Form eines eingesichtigen zweiarmigen zornvollen Nagels annahm und seine Gefährtin in eine ungestüme schwangere Tigerin transformierte, flogen beide über die Berge nach Buthan und landeten auf einer Felsenklippe. Dieser Platz wurde daraufhin als ‘Tiger Nest’ berühmt. Es war von daher, daß sämtliche örtliche Götter und Dämonen der Gegend durch die Kraft des Vajrakila unterworfen und bekehrt wurden. So zähmte Padmasambhava das Land und bereitete es für den Anbruch der buddhistischen Lehre vor.
Die zornvolle Form des Vajra-Hängenden-Bauches (Dorje Drollo) trägt die Roben eines buddhistischen Lehrers, überladen mit den furchtbaren Attributen der zornvollen Gottheiten, deren Kräfte er benutzte, um diese dämonischen Geister von Bhutan zu überwinden. Wütend stampfte er die ketzerische Arroganz des Egoismus` nieder. Durch einen lodernen Lichtkreis aus Weisheitsflammen zeigt er seine unbezwingbare Auffassung von der ultimativen Leerheit.
Wir ersehen daraus nun, daß der Guru während der vielen Episoden seines Lebens zur Erbauung und zum Wohle der fühlenden Wesen unzählbare gekonnte Gestalten angenommen hat, welche hier durch die acht großen Formen dargestellt wurden.
In unserer Meditation, dann wenn wir selbst von unseren Eltern und Verwandten, Freunden und Feinden umgeben sind, sehen wir den Guru umgeben von all denen, die er kontrolliert und bekehrt hat: die wilden Dakinis und ihre männlichen Gegenstücke (‘Helden’), niedere örtliche Geister (‘Boten’), die vier Klassen von Vidyadharas und all die verschiedenen Torhüter, Schützer und Gelübtehalter.
All jene werden vom Großen Guru, der in unseren Gebeten vor uns sitzt, eingeladen, dem Mandala des Dharma beizutreten.
Übersetzt für den Rundbrief 2006 von ????????????????